Donnerstag, 21. April 2011

Das Böse hat einen Namen: Vattenfall

Das sagen nicht wir von "stop greenwashing", das sagt Michael Jürgs in seinem Kommentar vom 08.04.2011 in der FAZ, dem Schlachtschiff der Konservativen.

Herr Jürgs ergeht sich in seinem Kommentar über die Macher und Mitmacher der Kulturaktion "Lesetage selber machen - Vattenfall Tschüss sagen". In seinem eigenen Wortrausch ist Herr Jürgs auch nicht gerade zimperlich. Zitat:

Denn in Hamburg witterten zu viele weder aus Funk noch aus Fernsehen, noch gar aus Druckwerken bekannte Wortsucher, die bislang nur im engsten Familienkreis mit ihren Texten unliebsam aufgefallen waren, eine einmalige Chance, endlich Gehör zu finden.
Schlecht gebrüllt, Herr Jürgs.
Es ist schon komisch zu lesen: da beklagt Herr Jürgs immerhin einsichtig auf der einen Seite: "die Kulturbanausen schaufeln in allen Parteien.".

Auf der anderen Seite fühlt er sich aber sauwohl in der Situation, wenn Konzerne wie Vattenfall als Wohltäter auftreten und es ihm schön warm besorgen.

Nun ja, kann man natürlich machen: sich darüber freuen, daß
1. die großen Energiekonzerne zuerst sich immer wieder und mehr mit ungerechtfertigten Preiserhöhungen bereichern - wie erst zum Jahreswechsel erneut geschehen
2. diese dann ein paar Brosamen ihres Profits als greenwashing-Etat bzw. Kultursponsoring (wie Herr Jürgs es nennt) an die darbenden Künstler ausschüttet

Wie gesagt: das kann man gut finden wie Herr Jürgs, das kann man schlecht finden wie die Macher von "Lesetage selber machen - Vattenfall Tschüss sagen". Und darüber könnte man diskutieren.

Worüber man nicht diskutieren kann, ist die miese mangelhafte Rechercheleistung von Herrn Jürgs. Zitat:
Deshalb schlug nach dem Gau in Japan die Stunde der Ignoranten.
 Nein, Herr Jürgs, die Ignoranz ist ganz auf Ihrer Seite. Mit ein ganz klein wenig Mühe hätten Sie herausgefunden, daß "Lesetage selber machen - Vattenfall Tschüss sagen" schon angekündigt worden war, als die Vattenfall Tepco-Manager noch keine schlaflosen Nächte hatten. Oder daß es schon 2010 sehenswerte Proteste gegen das greenwashing von Vattenfall gab: bei den Vattenfall Lesetagen, bei den Vattenfall Cyclassics, bei der Vattenfall Medianight. Und es auch die Jahre vorher bereits immer wieder kritische Stimmen gab.

Aber wir sehen Ihnen diesen kleinen Fehler gerne nach, Herr Jürgs. Schließlich spielen Sie und wie in der gleichen Mannschaft. Zitat:
Ja, ich bin für den schnellstmöglichen Ausstieg aus der Atomenergie und die Stilllegung alter Meiler. 
Ah, da haben Sie und wir ja tatsächlich gemeinsame Ziele ... nur in den Methoden, da unterscheiden wir uns:
Sie treten innerlich gegen Vattenfall an, indem Sie sich äußerlich von Vattenfall einladen und bezahlen lassen.

Die Macher und Mitmacher von "Lesetage selber machen - Vattenfall Tschüss sagen" oder auch von "stop greenwashing" treten gegen die Konzernpolitik Vattenfalls an, indem sie ihre innere Überzeugung auch äußerlich zeigen. Und sind dabei vielleicht auch ... laut und hölzern (wie Sie es nannten).

Aber ganz ehrlich, Herr Jürgs: die letztgenannten erscheinen mir persönlich dann doch irgendwie ... ehrlicher.

Ihre Methode des Lebensunterhalts ist aber durchaus auch legitim ... findet man jedoch sonst vorwiegend in einem Hamburger Bezirk nahe des Stroms.

Es grüßt Sie der Verleger

Mirco Beisheim

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