Aus Anlaß des Hamburger Presseball 2012 schreibt Mirco Beisheim einen Kommentar zum Selbstverständnis der Deutschen Medien im Umgang mit Sponsoring und Geldzuwendungen:
Ob eine kleine Zuwendung für das Sommerfest oder eben der Hamburger Presseball, den sich die Veranstalter von Unternehmen mitfinanzieren lassen: Sponsoring in der Medien- und Pressebranche ist gang und gäbe, aber nicht explizit verboten. Doch von einer Branche, die von sich das Selbstverständnis der „4. Macht im Staate“ und der Unabhängigkeit hat, erwartet man mehr, als nur, dass sie sich nicht strafbar macht.
Man hätte gern klarere Rechtsregeln und mehr Transparenz beim Sponsoring. Es ist peinlich, wenn, wie einst im BILD Nichtverhör des E.on Chefs verdeckte Schleichwerbung verhökert wird; es ist unanständig, wenn sich, wie jüngst, die Hamburger Landespressekonferenz ihren Ball von Vattenfall zahlen lässt. Es hat einen Geruch, wenn der Journalistentag DJV-NRW 2011 von BMW & Co. finanziert wird.
So ähnlich war es doch auch bei dem in der Kritik stehenden "Nord-Süd-Dialog" der Länderchefs Wulff und Oettinger. Es ist doch so: Wenn so ein Event wichtig ist, dann möge ihn ein Sponsor (mit)finanzieren. Wenn er überflüssig ist, handelt es sich um Verschwendung von z.B. Mitgliedsbeiträgen. Und eine überflüssige Sause in der Medienwelt wird auch nicht besser, wenn nicht die Mitglieder einer Presse-Organisation, sondern die Wirtschaft sie finanziert.
Wie die Presse sich windeln lässt
Sponsoring in der Presselandschaft ist heikel, leider aber weder verboten noch geregelt; es ist gang und gäbe und strafbar nur dann, wenn sich die Beteiligten außergewöhnlich blöd anstellen - wenn sie z.B. eine Vereinbarung schließen, daß eine konkrete Mitteilung beeinflusst werden soll und diese dann nicht als „Anzeige“ kenntlich gemacht wird. So dumm sind aber die wenigsten Redaktionen (auch wenn immer wieder Fälle bekannt werden).
Wenn ein Sponsoring nur der "Klimapflege" dient, ist es derzeit strafrechtlich irrelevant. Und so lassen sich die Presseverbände, Presse-Vereine, Presse-Stiftungen, Presse-Preise, etc die Pressebälle, die Sommerfeste und sonstige Events von den wichtigen Unternehmen des Landes sponsern. Die mieten dort Werbe- und Standflächen für teuer Geld, stellen Essen oder Autos zur Verfügung - auf dass man sich bei der Berichterstattung positiv an sie erinnere.
Man darf es für ungut halten, dass sich die Presse auf diese Weise windeln lässt. Man muss es jedoch für elend halten, dass die Presse bei aller Kritik am Verhalten des Bundespräsident Wulff so wenig bei sich selbst schaut, wie selten sie Distanz bei vielen Anlässen zu Unternehmen wahrt.
P.S.: Ähnlichkeiten zu dem Kommentar von Heribert Prantl in der "Süddeutsche Zeitung" vom 21.1. unter dem Titel Sponsoring in der Politik Nicht strafbar - aber das reicht nicht
sind natürlich rein zufällig.
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