Samstag, 24. September 2011

Handelskammer Hamburg will nicht handeln

Ein Gastbeitrag eines Lesers zur Haltung der HK Hamburg in Bezug auf die Rekommunalisierung der Hamburger Energienetze:

Unter der Überschrift „Zu wichtig für politische Profilierungsversuche“ schreibt Fritz Horst Melsheimer, Präses der Handelskammer (HK) Hamburg gegen die Rekommunalisierung der Energienetze im Editorial der Septemberausgabe des Magazins der Handelskammer.

Er schreibt:
„Auch hier drohen … Emotionen und politisches Kalkül an die Stelle von Fakten und Argumenten zu treten“ Und dann – kommen Emotionen und politisches Kalkül.

Es würde sich nach seinen Ausführungen recht wenig für Klima und Energiepreise ändern. Lassen wir erstmal so stehen. Von einem Vertreter der Wirtschaft würde ich mir wünschen, daß die Frage nach WETTBEWERB auch gestellt wird. Im Fernwärmenetz gibt es keinen Wettbewerb.
Die HK Hamburg, wie ich sie im persönlichen Gespräch kennen gelernt habe, ist hier der Auffassung, dass Ölheizung, Gasheizung oder Pellets ausreichend Wettbewerb gewährleisten. Hier ist genau politische Profilsuche gefragt. Solarthermische und geothermische Wärme wäre wirklich wirtschaftlich zu nutzen, wenn diese ein- und durchgeleitet werden darf. Auch Öl und Gas machen als integriertes System mit Fernwärmenetzanbindung deutlich mehr Sinn als einzeln. Ein Netzbetreiber könnte auch versuchen, überschüssige Prozesswärme von bestehenden Betrieben zu integrieren.Hat ein Netzbetreiber Vattenfall an all diesen Maßnahmen Interesse, wenn dadurch seine Groß(kohle)kraftwerke bedroht sind? Menschen bereits mit gesundem wirtschaftlichem Sachverstand können diese Frage beantworten, Herr Melsheimer beantwortet sie nicht.

Richtig schreibt Melsheimer, das die vom Netzeigentümer kalkulierten Preise und Kosten sowie der Gewinnaufschlag staatlicher Aufsicht unterliegen. Meines Wissens nach sind das 9,29% Rendite auf das eingesetzte Eigenkapital.
Die Übernahme würde nach seinen Worten 2 Milliarden Euro kosten. Das bedeutet bei angenommenen 100% Eigenkapital demnach über 180 Millionen erlaubtem Gewinn pro Jahr, die Vattenfall derzeit vermutlich nach Schweden transferiert. (Das mit dem Eigenkapital wurschteln wir schon mit Mezzaninen Finanzierungen irgendwie hin)
„Gleichzeitig würden pro Jahr rund 90 Millionen Euro an Konzessionsabgaben wegfallen, die die bisherigen Konzessionäre an die Stadt zahlen“
Verstehe ich nicht. Also ich verstehe nicht, was daran schlimm sein soll. Die Hamburger Energieverbraucher müssen dann also 90 Millionen pro Jahr weniger zahlen und die Stadt hat 180 Millionen – 90 Millionen = 90 Millionen mehr. Oder 50 Euro pro Nase und Jahr.

Der Brüller: „Zudem darf bezweifelt werden, ob die Netzbewirtschaftung unter städtischer Regie so reibungslos und effizient erfolgt wie durch die privaten Betreiber.“ Hallo Herr Scheuerl, Frau Suding und jetzt auch Herr Melsheimer: Vattenfall ist kein privater Betreiber – Der Betreiber von Fernwärmenetz und Stromnetz Vattenfall ist schwedischer Staatskonzern.

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