Freitag, 30. April 2021

#sonichtDUH: Irreführende Kampagne der DUH zum Thema Buschbiomasse aus Namibia!

Eine offene email an Herrn Müller-Kraenner, Geschäftsführer der DUH.

Hallo Herr Müller-Kraenner,

diese Woche ist tatsächlich "Namibia-Woche":
- erst die PG Namibia mit ihrem Zwischenbericht
https://hamburg.global/organe-gruppen/aktive-gruppen/tg-klimagerechtigkeit-kohleausstieg/pg-namibia/#zwischenergebnis-april-2021
- dann gestern die ZEIT mit einem ausführlichen Artikel sowohl zur inhaltlichen Diskussion als auch dem (aus meiner Sicht) teilweise bedenklichen Umgang deutscher Interessensgruppen gegenüber Stimmen, Meinungen und Fakten der namibischen Umweltorganisationen (leider noch nicht online und nicht frei verfügbar)

- und heute dann die Veröffentlichung eines von der DUH in Auftrag gegebenen Gutachtens zur Thematik des "bush-encroachments" und dem Start einer Petition.
https://www.duh.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilung/gutachten-im-auftrag-der-deutschen-umwelthilfe-zeigt-verheizung-von-namibischem-buschholz-in-hambur/

Das Gutachten habe ich bisher nur in der Zusammenfassung gelesen, finde das aber bereits jetzt wichtig, weil die PG Namibia in ihrem Zwischenfazit eben diese Bedeutung einer weitergehenden Untersuchung des bush-encroachments angemahnt hat vor allem auch vor dem Hintergrund einer möglichen Hochskalierung der Verwertung (für den Export).

Was mir aber sauer aufstößt ist die Kampagne, welche die DUH gleichzeitig fährt.

Die Schlagzeile lautet:
"Für Kohlekraftwerke wie Hamburg Tiefstack soll in Namibia auf einer Fläche so groß wie Italien Buschholz abgeholzt werden. Genau das ist der Plan der Hamburger Umweltbehörde. Da weder der positive Klimanutzen eines umgerüsteten Kohlekraftwerkes eindeutig belegbar ist, noch gravierende Schäden für die Natur in Namibia auszuschließen sind, lehnen wir dieses Vorhaben entschieden ab."

Das ist mit Verlaub, Herr Müller-Kraenner, doch unterste populistische Schublade und der DUH nicht würdig (und ich hoffe, daß die DUH bei anderen Kampagnen nicht so irreführend vorgeht, sonst müßte ich mein Bild über die DUH grundlegend ändern).
"Abholzen". "Plan der BUKEA".
Das Einwerben von Spenden für den guten Zweck heiligt nicht den Einsatz tatsachenverdrehender Schlagzeilen! Sie wissen auch genau, daß im Zusammenhang mit der Anfrage aus Namibie nicht um "Abholzen" geht und schon gar nicht in der suggerierten Größenordnung.

Das kritische Thema von Biomasse allgemein als Ersatzbrennstoff für Kohlekraftwerke ist durchaus kritisch zu hinterfragen und dem Vorgehen der Großindustrie ein Riegel vorzuschieben. Aber die Vermischung mit der Projektanfrage aus Namibia aus populistischen Gründen ist unredlich. Viele Namibische Umweltorganisationen und auch soziale Akteure unterstützen die Anfrage an Hamburg und weisen ausdrücklich auf die Bedrohung des Namibischen Ökosystems durch das sog. „bush-encroachment“ hin. Diese Namibischen NGO haben ausdrücklich den Dialog mit deutschen NGO angeboten, um das Verständnis für die Situation in Namibia zu schaffen. Siehe dazu: https://namibianaturefoundation.wordpress.com/author/namibianaturefoundation/

Schade, daß (u.a.) die DUH dieses Angebot aus Namibia seit Monaten bewußt ignoriert und auf dem Rücken Namibias eine populistische Kampagne führt. Die Gesprächseinladungen der PG Namibia haben Sie auch ignoriert.
Das hat nichts mit Klimagerechtigkeit und vor allem auch nichts mit dem fairen Umgang eines deutschen Interessenverbandes mit dem globalen Sünden zu tun. Ein Interessenverband, der ansonsten für sich in Anspruch nimmt, auch als Stimme weniger privilegierter Menschen im globalen Süden aufzutreten. Wenn dann aber diese Stimmen nicht mit dem eigenen Weltbild übereinstimmen, werden diese bewußt ignoriert oder sogar zum Schweigen gebracht. Dieses Verhalten ist nicht unterstützenswert.

https://www.change.org/p/hamburger-umweltbeh%C3%B6rde-keine-b%C3%BCsche-und-b%C3%A4ume-in-gro%C3%9Fkraftwerken-verfeuern?utm_source=share_petition&utm_medium=custom_url&recruited_by_id=535151ee-83e7-4a30-9ea5-c7fefcf80ce8

Beste Grüße

Mirco Beisheim