Mittwoch, 15. Juni 2016

Die Feldbunker-Posse oder wie sich Matthias Iken einen Bunker schön schreibt.

Man kann nur spekulieren, warum der stellvertretende Chefredakteur des HA, Matthias Iken, sich wiederholt als Sprachrohr für die Investoren desFeldbunker-Projekts betätigt (sicherlich mit dem Wohlwollen seines Vorgesetzten Haider). Vielleicht kennt man sich vom Hamburger Presseball oder der Vattenfall Medianight oder ganz klassisch konventionell vom Golfen.

Nicht spekulieren muß man aber, daß Haider und Iken nun wiederholt das früher als neutrale publizistische Größe in Hamburg bekannte und geschätzte Abendblatt immer mehr aufs Abstellgleis manövrieren. Den Anfang nahm es, als das HA seinen früheren Grundsatz aufgab, über Volksinitiativen neutral zu berichten und sich unverhohlen an die Seite Vattenfalls und der Handelskammer stellte, als es um die Energienetze in Hamburg ging. Danach war das Abendblatt die Pressestelle der Seilbahn-Investoren, die anschließend mit ihrem manipulativen Bürgerbegehren krachend scheiterten. Darauf folgte die bislang größte Blamage: ganz offen vertrat man beim Abendblatt einen strikte „Pro-Olympia Kurs“, an einer Auseinandersetzung mit den vielen Gegenargumenten hatte die Chefredaktion gar kein Interesse. Ganz anders als die Mehrheit der Hamburger … Lerneffekt aus der erneuten Niederlage? Fehlanzeige. Denn nun macht sich das Abendblatt eben zur Hauspostille der Bunker-Investoren, die (wie manseit ein paar Tagen weiß) den Feldstraßenbunker hauptsächlich für ein Hotel und für eine Eventhalle mit Großveranstaltung an jedem einzelnen Wochenende im Jahr aufstocken möchten (beides steht so ineiner Antwort des Senats an den Bezirk Mitte). Ach ja, und bezuschussen lassen möchten sich die Investoren rund um den Erbbaupächter Matzen und den Chefplaner Houken das ganze auch noch mit ca. 2,5 Millionen Euro durch öffentliche Gelder (wahrscheinlich werden es sogar noch mehr).

Das alles spielt beim Jubelperser Iken in seinen Jubelarien vom 2.3.2016 („Bunker-Debatte: Stadt der eingeschlafenen Füße“) , dem 2.4. ("Wird der Feldstraßenbunker schon im Herbst grün?"), dem 04.04. ("Wenn Bunker zu Gärten werden"), oder in dem pseudo-neutralen Artikel vom 14.06 („Feldstraßenbunker grün odergrau – die Entscheidung naht“; man achte schon auf die Formulierung der Überschrift) keine Rolle.

Ist das Gebahren des Abendblatts und seiner Chefredaktion (bemerkenswert ist immerhin, daß sich die Hamburger Politredakteure Peter Ulrich Meyer und Jens Meyer-Wellmann wiederholt nicht hinter diesen Karren spannen ließen) in diesem Fall bereits ein publizistisches Trauerspiel, so können einem die ehrenamtlichen Akteure des hilldegarden e.V. tatsächlich leid tun. Und das meine ich ohne Ironie. Denn nach derVeröffentlichung der Antworten des Senats auf die drängenden Fragender Bezirkspolitik wird klar, daß die Mehrzahl der dort engagierten Menschen mißbraucht wurde, um den geplanten Immobilien-Coup so lange wie möglich zu verschleiern und den Fokus der politischen Diskussion auf sich zu ziehen.

Ich glaube tatsächlich, daß bis zum letzten Wochenende auch vielen (allen?) bei hilldegarden nicht klar war, daß es Matzen und Houken nie um einen öffentlichen Park, ein „Künstlerhaus“ oder eine Turnhalle ging. Denn anders als die Laien dachten war für diese beiden Profis von Anfang an das Ziel, daß die Rendite für das überaus teure und überdimensionierte Projekt durch ein exklusives Hotel im Grünen eingespielt werden sollte, und die darüberliegende Grünfläche von Anfang an bevorzugt für die Hotelgäste da sein würde (mit Zugangsbeschränkung für alle Normalbürger … wie es auch bei der Plaza der Elbphilharmonie kommen wird). Ach ja, und die „Turnhalle“ entpuppt sich als Eventhalle mit 52 geplanten Veranstaltungen, d.h. einer Großveranstaltung an jedem Wochenende. Und an den unattraktiven Wochentagen darf dann auch mal die Kindersportgruppe des FC St. Pauli in die gar nicht heiligen Hallen. Daß Houken und Matzen so den Willen des Stadtteils umgehen, keine Eventhalle auf dem Heiligengeistfeld und Umfeld haben zu wollen (Stichwort Rindermarkthalle), ist nur noch eine „Kleinigkeit“ am Rande.

Daß man auf der Senatsebene mit Scholz und Stapelfeldt von den glorreichen Plänen berauscht war, paßt zu der eben nur scheinbar ordentlich regierenden SPD (Stichwort: Olympia). Interessen der BürgerInnen vor Ort waren noch nie ein Ding dieses Senats.

Bedenklich stimmt aber, daß auch der grüne Fraktionsvorsitzende Anjes Tjarks sich heute im Abendblatt wie folgt zitieren läßt:
"Ich finde das Projekt nach wie vor sehr spannend. Die Idee eines Dachgartens mitten im Herzen der Stadt passt sehr gut zu unseren Vorstellungen einer grünen Metropole. Wir hoffen, dass wir in diesem Sinne die offenen Fragen bald klären und die Begrünung des Feldstraßenbunkers umsetzen können."
Anjes Tjarks, Vorsitzender
der Grünen Bürgerschaftsfraktion

Lieber Anjes, bitte nochmal ausführlich informieren und dann die Haltung überdenken. Wenn ich in HH Lobbyisten für Rendite-Investoren á la Matzen und Houken suche, kann ich schon zur FDP & CDU gehen. Da brauche es nicht auch noch die Grünen. 
Die Bezirkspolitik kann dem jetzt noch einen Riegel vorschieben. Tut sie es nicht, muß es wohl wieder ein Bürgerentscheid tun. Nach Netzen, Seilbahn und Olympia wäre dies dann aber die nächste Bankrotterklärung der sogenannten Volksvertreter.

Wer mehr wissen möchte: http://feldbunker.de/

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen