Donnerstag, 21. Juni 2012

Gott behüte uns vor dem Hamburger Abendblatt

Amen.
Manchmal denke ich, mich kann tatsächlich nichts mehr überraschen, was so zum Thema Energie, Klimawandel, Umweltschutz, etc. durch den deutschen Blätterwald rauscht.

Und dann werde ich immer wieder negativ überrascht, daß das Niveau der Beiträge doch noch tiefer sinken kann. Seit heute steht auf der Hitliste der dummen, peinlichen und ignoranten Beiträge der heutige Leitartikel im Hamburger Abendblatt unter der Überschrift: "Mega-Gipfel G20 und Rio+20 bleiben ohne konkrete Ergebnisse. Und das ist gut so" ganz oben auf dem Treppchen.
Gratulation, Herr Egbert Nießler, für diesen Meilenstein der niveaulosen Hetze Beiträge in der Klimadebatte.

Herr Nießler schreibt am Rande über den Umweltgipfel in Rio, in erster Linie jedoch über seine ganz privaten und persönlichen Ansichten über den menschengemachten Klimawandel, dessen Ursachen und Auswirkungen. D.h. genau genommen schreibt er darüber nicht, weil es laut Nießler eben genau solche "Dinge" wie den menschengemachten Klimawandel nicht gibt, sondern er schreibt viel lieber über die Fanatiker, die laut Nießler Tag für Tag Gerüchte über dieses Thema in die Welt setzen. Und ob nun evangelisch, katholisch, freikirchlich, ... : irgendein christlicher Einfluß welcher Art auch immer in seinem Leben muß bei Herrn Nießler tiefe Spuren hinterlassen haben. Anders ist die religiöse Inbrunst Nießlers in seinen Ausführungen gegen die Vertreter des Klimaschutzes für mich nicht zu erklären.  Hier ein Auszug:

Zugleich wurden der Klimaschutz und das Kohlendioxid zu wahren Götzen erhoben. Als ob das Klima sich nicht schon immer geändert hätte. Und wer auch nur darüber nachdenkt, (...), findet sich unweigerlich in der Rolle des ignoranten CO2-Ketzers. Genau wie jene Astronomen, die vor 500 Jahren anzweifelten, dass sich die Sonne um die Erde dreht. Wo doch Mutter Kirche und 99 Prozent der Berufskollegen fest daran glaubten und Mathematiker in aufwendigen Rechnungen dieses Modell hoch wissenschaftlich bestätigt hatten. Immerhin beschränkt sich die Inquisition heute auf Verbalattacken, und Scheiterhaufen sind außer Mode gekommen.
 usw. usw.

Es ist ja nicht so, daß mensch nicht jeden Tag im Internet-Kommentaren und in Leserbriefen auf genau dieses armselige Niveau von Beiträgen zur Klimadebatte stoßen könnte. Das ist noch nicht mal mehr ein Schulterzucken wert, denn es gab und gibt halt Ewiggestrige zu jedem Thema. Aber diese völlige Ignoranz von Fakten derart polemisch und einseitig in einem Schmutz- Leitartikel in einem selbst ernannten "Bildungsmedium" zu finden, ist denn doch eher die Ausnahme. Hoffen wir, daß es in den Axel Springer Blättern nicht die Schule macht, nachdem die BILD mit der "Fahrenholt-Story" den Anfang machte.

P.S.: Ausnahmsweise verzichte ich in diesem Beitrag auf stop-greenwashing mit Hinweisen zu Quellen, die den Fakt des menschengemachten Klimawandels belegen. Zu der Faktenlage ist nun wirklich alles gesagt, und wie Herr Nießler mal wieder beweist, kann man mit Ignoranten dieser Fakten auch nicht objektiv diskutieren. An dieser Stelle sei nur auf den Report "Global, aber gerecht. Klimawandel bekämpfen, Entwicklung ermöglichen." verwiesen, eine sehr lesenswerte Publikation.