Donnerstag, 20. Dezember 2012

Vattenfall Hatakka beklagt zuviel EE Kapazität

Heute morgen stellt sich wieder die Frage:
Wer macht sich mehr zum Affen?
Derjenige, der Blödsinn von sich gibt, oder derjenige, der es auch noch druckt?

Ok, einigen wir uns: Handelsblatt/Reuters und Hatakka sind zusammen die Affenbande.

Hatakka, Deutschland Chef von Vattenfall, hat Reuters ein Interview gegeben und das Handelsblatt hat daraus einen selten dummen Artikel gemacht. Eigentlich ist das Interview ein Weihnachtsgeschenk für jeden halbwegs kompetenten Wirtschaftsjournalisten, denn es bietet zig Ansätze für eine kritische Betrachtung. Aber fundierter kritischer Journalismus im Handelsblatt? Fehlanzeige. Die einzige Anzeige, die es gibt, ist diese Werbeanzeige von Vattenfall in Form des Artikels.

Ok, ein paar Kostproben aus dem Interview.
(Zitat:)Im Jahr 2020 würden in Deutschland wohl Erzeugungskapazitäten in einer Größenordnung von 220.000 Megawatt stehen. „Wir haben also 2020 Kapazitäten, die zweieinhalb Mal so hoch sind wie der Verbrauch.“ Mehr als 150.000 Megawatt seien nicht notwendig. Die unnötigen Investitionen in Anlagen mit 70.000 Megawatt würden nach seiner Schätzung rund 130/140 Milliarden Euro verschlingen. „Das kann sich Deutschland nicht leisten.“
Wie dämlich ist diese Aussage? Wird doch gerade Hatakka und seine Bande an anderer Stelle nicht müde, dauernd zu wiedrholen, daß die Erzeugung aus EE volatil ist. Heißt: natürlich braucht man bei den EE eine Erzeugungskapazität, die sich nicht nach der max. möglichen Erzeugung zu einem optimalen Zeitpunkt ausrichtet (Starkwind-Sommertag um 12 Uhr mittags), sondern eine Kapazität, die auch zu suboptimalen Zeitpunkten trotzdem eine möglichst hohe Leistung an EE bereitstellt. Aber auch aus anderem Grund ist Hatakkas Aussage lächerlich: die Abschaltung von 8 AKWs ohne jede Einbuße hat gezeigt, wie überdimensioniert bisher der KW-Park in Deutschland war. Vattenfall gehörte zu den Konzernen, die dieses Thema stets unterdrückt und tot geschwiegen haben. Diese völlige Überdimensionierung wurde und wird endlich durch die Energiewende korrigiert.

(Zitat:)„Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, an der Akzeptanz zu arbeiten.“ Zugleich kritisierte der Finne, der seit rund zehn Jahren in verschiedenen Funktionen für Vattenfall tätig ist, Fehlentwicklungen. „Wir haben immer mehr Planwirtschaft und immer weniger Markt. Das beunruhigt mich, das ist nicht positiv. Die Gefahr besteht, dass dadurch die Wende zu teuer wird.“

Diese Aussage gehört zum größten Witz des Interviews. Die großen 4 Konzerne haben jahrzehntelang von der Planwirtschaft im Energiebereich hervorragend gelebt und bekämpfen auch heute noch die Marktwirtschaft, wo sie nur können. Die ersten alternativen Stromanbieter mußten sich in den Markt klagen. Und gerade Vattenfall hat sich in HH den Staat in Form des SPD Senats eingekauft, um dort seine Monopole zu sichern. Hier nachzukanten wäre die Chance für Journalismus gewesen ...
(Zitat:)Vorantreiben will der Konzern auf jeden Fall seine Schadenersatzklagen gegen den von der Bundesregierung beschlossenen Atomausstieg. „Wir erwarten eine faire Kompensation für den Schaden, der uns durch den beschleunigten Atomausstieg entstanden ist.“

Ein ewiges Thema von Vattenfall ... dazu ist eigentlich alles schon gesagt und geschrieben. Alleine dafür, daß sich die SPD Chefs in Hamburg und Berlin trotzdem mit diesem Konzern gemein machen bzw. machen wollen, kann man den Glauben an das Gute in der Politik, namentlich der SPD, verlieren.
Und auch den Glauben an den Wirtschaftsjournalismus, wenn Blätter wie das Handelsblatt so einen Werbetext unhinterfragt abdrucken. Zeitungssterben? Ja bitte. Denn jedes in Wärme verbrannte Stück Holz bietet mehr Nutzen als die Verarbeitung zu Papier, auf dem dann unter dem Label "Journalismus" immer wieder solch ein Schmarrn verbreitet wird.

Dienstag, 18. Dezember 2012

Energiekonzerne mißbrauchen Netzausbau

So deutlich hat es noch kein Nachrichten-Format auf den Punkt gebracht wie Frontal21 in der letzten Ausgabe: so wie jetzt geplant dient der (Übertragungs)Netzausbau hauptsächlich dem künftigen Stromexport von Braunkohlestrom.

Zitat aus dem Beitrag:
Doch tatsächlich stellt sich die Frage nach dem Vorrang nicht mehr, denn das geplante Netz soll groß genug für alle sein - für Windstrom aus dem Norden und für voll ausgelastete Braunkohlekraftwerke der Energiekonzerne, von RWE im Westen, und von Vattenfall im Osten.
HIER geht es zur Sendung. 

Eine solche Förderung der Braunkohleverstromung durch den Netzausbau verhindert dann sogar die Energiewende im eigentlichen Sinne.
Dies ist geradezu eine perverse Logik der Braunkohlekonzerne und deren angeschlossener Lobby, zu der leider auch die Bundesnetzagentur zählt.
Denn ist es doch gerade die Energiewende, die als Pauschalbegründung für den Netzausbau herhalten muß und mit der alle berechtigten Bedenken gegen die geplante Dimension, Trassenführung, etc. von BürgerInitiativen, Umweltverbänden etc. weggewischt werden sollen.






Montag, 17. Dezember 2012

Keine Verlängerung der Laufzeit von Kohlkraftwerken

Wie berichtet gab es am vergangenen Freitag eine Abstimmung im Bundesrat über eine mögliche Laufzeitverlängerung für Deutschlands älteste Kohlekraftwerke (indem den Betreibern ab 2019 notwendige Nachrüstungen zum Schutz der Menschen und des Klimas "erspart" werden sollten, welche diese Altanlagen für den Weiterbetrieb unwirtschaftlich machen werden)

Kurz vor der Abstimmung war dieser Vorstoß öffentlich geworden, und danach gab es hinter den Kulissen wohl noch hektische Kommunikation.

Noch ist das Protokoll der Sitzung nicht online, in der veröffentlichten Beschlußfassung zu dem entsprechenden Tagesordnungspunkt steht der umstrittene Passus aber nicht mehr drin.

Heißt: die Änderung = Ausnahme von Bestandsanlagen größer 300 MW = Verlängerung ist nicht
beschlossen worden.

Ein Sieg für die Energiewende und gegen Konzern-Lobbyismus, der die gewünschte Ausnahme der künftigen Grenzwerte für Altanlagen ins Gesetz mogeln wollte.


Donnerstag, 13. Dezember 2012

Vattenfall will Geld von uns allen für eigene Reparaturkosten

Stell Dir vor, Dein PKW bleibt mit einer Panne liegen (wahlweise auch Dein Fahrrad). Und die Reparaturkosten stellst Du anschließend dem Staat in Rechnung.
Lustig, oder?
Vattenfall meint das ernst. Hier ein aktueller Beitrag des dradio über Vattenfall, den ausgesuchten Partner der Hamburger SPD für die Energiewende.

SPD Hamburg steckt tief drin in der braunen Vattenfall Soße

Erst vor ein paar Tagen schrieben wir über den Abbau von Vattenfalls Werbeausgaben. Dabei würden sich die PR-Strategen bei Vattenfall zu Weihnachten wahrscheinlich nichts sehnlicher wünschen als ein paar Milliarden mehr, um auch 2013 wieder aus allen greenwashing-Rohren zu feuern. Denn die Einschläge kommen immer näher. Erst Ende November hat das DIW eine Studie veröffentlicht, welche Vattenfalls heilige Kuh in Deutschland schlachtet: die Braunkohle.
Fazit der Studie:
Der Bau neuer Braunkohlekraftwerke lohnt sich betriebswirtschaftlich nicht und würde es erschweren, die CO2-Reduktionsziele der Bundesregierung zu erreichen. Daher gibt es in Deutschland auch keinen Bedarf, neue Braunkohletagebaue aufzuschließen, die genehmigten Abbaumengen reichen in allen Braunkohlerevieren aus, um die bestehenden Kraftwerke bis ans Ende ihrer Lebensdauer zu versorgen.

Das ist eindeutig . Entsprechend dünnheutig sind die Erwiderungen seitens Vattenfall und der Braunkohle-Lobby. Aber die größte Braunkohlelobby sitzt nicht in der Wirtschaft, sondern in der SPD. In NRW hat das jahrzehntelang Tradition. In Hamburg ist das so, seitdem mit Kohlaf Scholz ein enger Vattenfall-Buddy die SPD regiert, und die SPD und Vattenfall auch mal Personal untereinander tauschen. Also, so sieht sie in Wirklichkeit aus, die Energiewende mit der SPD Hamburg & Vattenfall: knietief in der braunen Soße.

Damit den kommenden Generationen auch in Hamburg und SH das Wasser bis zum Hals steht. 


Dienstag, 11. Dezember 2012

SPD & Grüne für Laufzeitverlängerung der KoKW ?!

update

ja, so schön kann Demokratie sein .. wenn man sich die Gesetze durch die großen Energiekonzerne schreiben läßt.

Unter dem Radar der Öffentlichkeit und damit auch der Umweltschutzinitiativen möchte mal eben am kommenden Freitag der SPD dominierte Bundesrat die Laufzeit von Deutschlands ältesten KoKW verlängern. Unter tätiger Mithilfe der Grünen Politiker in den gemeinsamen Landesregierungen?!Hoffentlich nicht.

Es geht dabei nur um 3 Worte ... mit großer Bedeutung.

Aus dem Satz über im Jahresmittel einzuhaltende Emissionsgrenzwerte, der jetzt lautet:
(1) Großfeuerungsanlagen mit einer Feuerungswärmeleistung von mehr als 300 MW sind so zu errichten und zu betreiben, dass kein Jahresmittelwert von Gesamtstaub einen Emissionsgrenzwert von 10 mg/m³ überschreitet.


soll der Satz werden:


Aus der Gesetzesvorlage, Seite 29:
§ 11, im Jahresmittel einzuhaltende Emissionsgrenzwerte, Absatz 1:

(1) Großfeuerungsanlagen, ausgenommen bestehende Anlagen, mit einer Feuerungswärmeleistung von mehr als 300 MW sind so
zu errichten und zu betreiben, dass kein Jahresmittelwert von Gesamtstaub einen Emissionsgrenzwert von 10 mg/m³ überschreitet.


Welche Bedeutung diese 3 Worte haben, kannst Du bei der Klima-Allianz nachlesen. 





Vattenfall kann auch CDU

...  wenn es um die "große" Politik geht.

Fotobeweis

Die Hamburger CDU revanchiert sich da doch gerne und klagt mal eben gegen die Inititiative zur Rekommunalisierung der Energienetze ...

Dazu ein Leserbrief:

Gerade die CDU, die in ihrer Amtszeit unter Beust finanziell alles verbockt hat, was sie verbocken konnte (HSH Nordbank, Elbphilharmonie, usw), macht sich jetzt sorgen um den Haushalt? Bürgerwille hat die CDU auch noch nie interessiert (siehe Krankenhaus-Privatisierung). Wenn die CDU wenigstens noch wirtschaftliche Kompetenz hätte, wüßte sie, daß jetzt ein guter Zeitpunkt ist, die Energienetze zurückzukaufen, bevor uns die Konzerne in den Jahrzehnten richtig bluten lassen werden. Aber das tollste: bei der CDU wedelt der Schwanz Scheuerl mit dem Hund Wersich. Daß Scheuerl nach dem Motto vorgeht "Du sollst keinen Volksentscheid haben neben mir" macht diese "Christliche" Partei auch nicht glaubwürdiger.

Sonntag, 9. Dezember 2012

Vattenfall backt nur noch kleine Werbe-Brötchen

Das prmagazin hat recherchiert, daß Vattenfall Deutschland seinen Etat und sein Personal in der Kommunikationsabteilung erheblich zusammenkürzt.

Zitat:
Der Energiekonzern Vattenfall halbiert in Deutschland die Zahl der Vollzeitstellen. Grund dafür ist laut Konzernsprecher Stefan Müller eine Zwei-Drittel-Kürzung des Budgets seit 2010. Von den ursprünglich rund 150 Vollzeitarbeitsstellen in Deutschland sollen etwa 70 übrig bleiben. „Die Umsetzung der neuen Struktur soll zum Jahreswechsel erfolgen“, sagte Müller. 
Im Etat der Kommunikationsabteilung sind üblicherweise das Personal und Budget für Marketing, Werbung, Sponsoring, PR, etc. gebündelt.
Im Ergebnis heißt das: Vattenfall streicht seine Werbeausgaben und daher auch das Marketing-Personal massiv zusammen. Dies ist doppelt bemerkenswert, heißt es doch:
1. die VerbraucherInnen fallen nicht mehr auf Vattenfalls Werbemärchen rein, deshalb bringen große Kampagnen und Sponsoringaktivitäten für Vattenfall keine neuen und verhindern auch nicht den Wechsel von immer mehr bestehenden Kunden. 
2. gerade jetzt in den Zeiten der "Energiewende" müßte Vattenfall eigentlich seine Ausgaben in Bereich der Werbung erhöhen, um seine Kunden zu halten ... wenn Vattenfall denn Angebote hätte, welche die Kunden auch haben wollten. Aber als Produzent von Braunkohle, Steinkohle-, und Atomstrom bei nur ca. 1% regenerativer Erzeugung gibt es da nichts im Angebot, was Vattenfall offensiv bewerben könnte.

Vattenfall ist daher nur noch auf Sicherung der Pfründe aus, die der Komzern in Deutschland noch hat. Das sind u.a. die Energienetze in HH und Berlin, die aber auch massiv von großen gesellschaftlichen Bündnissen aus Bürgerinitiativen, Kirche, Umweltverbänden, usw. bedroht sind.  
Letzter (aber leider mächtiger) Strohhalm für Vattenfall ist daher die möglichst punktgenaue Beeinflussung von Medien und Politik durch PR- und Lobbyarbeit. Wie das wunderbar am Beispiel Hamburg aussieht, sieht mensch z.B. an dem Sponsoring des Presseballs, an der Einstellung eines SPD-Landesvorsitzenden, einer Hofierung des SPD-Bürgermeisters, an der Zusammenarbeit mit dem Hamburger Abendblatt usw.

Wenn ihr also nicht mehr die BürgerInnen verarschen könnt, dann versucht Ihr es weiter mit der Beeinflussung der Medien und der PolitikerInnen, nicht wahr, liebe Verantwortliche bei Vattenfall? Leider gibt es eben auch noch viele unwissende und/oder willfährige Akteure bei den Medien und in der Politik, die Vattenfall beeinflussen kann.

 Konsequent heißt es daher auch am Ende der Meldung des permagazins:
"Einzig die Pressearbeit [bei Vattenfall] sei nicht vom Stellenabbau betroffen."

Ach ja: Schöne und besinnliche Weihnachtsgrüße an die "Kollegen" im Überseering. Wobei unser frommer Wunsch an Euch ist: ihr würdet in Zukunft noch häufiger kleine Brötchen backen statt kleine Kinder euer greenwashing backen zu lassen ...

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Homann erklärt uns einen Saftladen

Die ZEIT veröffentlicht einen Artikel über einen NICHT drohenden Blackout ... und gibt dann dem Chef der Deutschen Netzagentur viel Raum für seine raumgreifenden Phantasien:

http://www.zeit.de/wirtschaft/2012-12/stromausfall-netzagentur

Was für ein sinnloser Artikel.

Was man wissen sollte: Die Netzagentur und namentlich ihr Chef, Herr Homann, sind ein ausgewiesener Freund der großen Stromkonzerne und großer Lösungen, Kraftwerke, Netzausbau. Also ein Freund all der Dinge, wo man Milliarden bewegen und verdienen kann. Alles, was mit kleinteiligen, autarken, dezentralen, selbstbestimmten Erzeugungsleistungen zusammenhängt, mag die Netzagentur nicht sonderlich.

Ich versuche es mal mit einem Vergleich:

Nehmen wir an, Homann verträte Apfel-Großhändler, die fleißig ihre Äpfel an die Safthersteller und Privatverbraucher liefern.

Dann würde der Text heißen:


Homann hält es daher für überflüssig, dass sich Safthersteller selbst stärker im Anbau von eigenen Apfelbäumen engagieren.

Auch die Verbraucher warnte der Chef der Netzagentur vor Autarkiebestrebungen beim Apfelanbau: "Das wäre Geldverschwendung. So ist der Apfelmarkt keinesfalls gedacht." Der Apfelbaum im Garten etwa biete keine reale, sondern nur eine rechnerische Selbständigkeit. "Der Apfel bleibt ja nicht vor Ort, sondern fällt weit vom Baum", erklärte er.

Und?
Würde die ZEIT so einen Schwachsinn verbreiten?
Nein.
Aber bei der Energiewende fragt nur selten einer der Journalisten vor dem Hinschreiben, was für ein Lobby-Gewäsch er da gerade weiterverbreitet.
Richtig ist:
immer mehr Betriebe in Deutschland versorgen sich selber, z.B. mit BHKWs, weil sie es können. Und weil sie unabhängig von den Stromkonzernen und deren Preispolitik sein wollen. Das ist keine Geldverschwendung, das nennt man Unternehmertun, Herr Homann. Gleiches gilt für die Privatverbraucher, die sich Solaranlagen aufs Dach setzen, oder Genossenschaften oder sonstige Akteure, die Teil der Energiewende sind.