Donnerstag, 31. März 2011

Fukushima mahnt: Rede von Probst Jürgen F. Bollmann am 26.3.

Hier findet ihr die Rede von Jürgen F. Bollmann, Propst und ständiger bischöflicher Stellvertreter im Sprengel Hamburg und Lüneburg, die er auf  der Abschlußkundgebung der Anti-AKW Demo "Fukushima mahnt" am 26.3. in Hamburg gehalten hat.

Ich gehörte am Samstag zu denjenigen mehreren tausendTeilnehmern, die wegen der großen Teilnehmerzahl erst nach seiner Rede den Rathausmarkt in HH erreichten und habe die Rede deshalb leider nicht "live" erlebt. Als ich gestern nun das Redemanuskript erhielt, war ich beeindruckt ob der gelungenen Mischung aus Mahnung und gleichzeitig Bestimmtheit seiner Rede. Deshalb habe ich sie hier verlinkt.

Mittwoch, 30. März 2011

Gedankenspielerei

Hamburg, Stadtteil Altona, Herbst 2011
Nein, er würde sich nicht in die Rolle desjenigen drängen lassen, der ohne Rücksicht auf Bürger und Umwelt ein milliardenschweres Bauprojekt über Jahre hinweg durchzieht. Er weiß, dass es nicht sinnvoll ist, wenn Bagger und Planierraupen auf Dauer nur dank eines massiven Polizeiaufgebots arbeiten können. Deshalb beriet er sich gleich am Montagmorgen mit dem gesamten Vorstand des Staatskonzerns. Und alle waren sich einig: Es darf nicht wieder von vorne losgehen mit dem Ärger. Kurz: Vattenfall will keinen Krawall mehr.
So könnte es ausschauen, sollte Vattenfall seine Pläne zur Moorburgtrasse gegen die Vernunft und gegen die Anwohner im Herbst 2011 genauso wie im Winter 2009 durchsetzen will.

Klingt realistisch? Ja.

Jetzt und hier ist es jedoch kein schwedischer Staatskonzern, sondern ein deutscher, und es geht es in dem Text der SZ online um Stuttgart21.

Dienstag, 29. März 2011

FAZ: Die neun Gemeinplätze des Atomfreunds

Heute kurz und knapp der Verweis auf eine schonungslose Aufdeckung des "Grün Sprech" der Atomlobby bei der FAZ. Hmm, wenn jetzt selbst konservative Säulen wie die FAZ und dann auch noch in Gestalt von Frank Schirrmacher den Atomlobbyisten von der Leine gehen ... hach, dann wirkt der Frühling doppelt belebend (und doch wieder eingetrübt von den Gedanken, was sich in Japan abspielt). Es ist ein Wechselbad der Gefühle: da muß erst Japan in die Atomkatastrophe fallen, damit die skrupellosen Betonköpfe hier in Deutschland in der Versenkung verschwinden. Genauso hätte es uns hier vor Ort treffen können.

Freitag, 25. März 2011

Sagt DAS Vattenfall seinen Lesetage-Besuchern?

Gestern schrieb ich noch, Vattenfall habe eine beängstigend beschränkte Phantasie. Heute muß ich mich korrigieren: Vattenfall hat eine bestürzend verquere Phantasie.

Vattenfall ist ziemlich vergräßt, weil es ein paar unbeugsame Gallier gewagt haben, eine tolle Alternative zu den Vattenfall Lesetagen aufzubauen. (siehe vorherigen Beitrag).

So läßt sich auch erklären, daß einer der zahlreichen Pressefuzzis Pressesprecher von Vattenfall in einem Interview mit der Zeitung "Die Welt" sagte:

Darüber hinaus verweist Kleimeier auf die Unterstützung der Autoren, "die nach wie vor gern zu den Lesetagen kommen." Auch sei, so der Vattenfall-Sprecher "das Interesse bei unseren Besuchern ungebrochen. Allein im vergangenen Jahr nahmen mehr als 12.000 Kinder und Erwachsene an den 122 Veranstaltungen teil. Diese Abstimmung mit den Füßen ist für uns Vertrauensbeweis und Ansporn zugleich."

Richtiechhhhhhhh, lieber Herr Kleimeier. Ich kann verstehen, daß Autoren, die Vattenfall sehr gut bezahlt, gerne zu Ihnen kommen (wobei, Herr Kleimeier, der ein und die andere der AutorInnen das Wort "gerne" wahrscheinlich nicht unterschreiben würde).

Aber wirklich gespannt bin ich auf Ihren Auftritt vor den 800 Kindern, die Sie für Ihre Auftaktveranstalung herankarren. Ich sehe Sie, Herr Kleimeier, vor meinem geistigen Auge, wie Sie den gespannt lauschenden Kindern erzählen: "Guckt mal, liebe Kinder, so ein Kraftwerk, was da gerade in Japan brennt und explodiert und die Luft und das Wasser verseucht ... so ein tolles Atomkraftwerk bertreiben wir auch hier vor Hamburg - und sogar 2 Stück!"

Na, dann mal los, Herr Kleimeier, mit richtigem Ansporn voraus.

Jo, Kinder aus der 2. Klasse herankarren, Autoren bestechen bezahlen und das als Abstimmung mit den Füßen bezeichnen ... mich wundert bei Ihnen und Vattenfall echt gar nichts mehr.

Kleimeier, setzen, 6!

Moorburgtrasse-stoppen: Lesetage selber machen -- Vattenfall Tschüss sagen...

Moorburgtrasse-stoppen: Lesetage selber machen -- Vattenfall Tschüss sagen...: "vom 6. bis 15. April 2011 Ja, darauf haben viele gewartet. Nun ist sie da, die Alternative zu den „Vattenfall Lesetagen'. Immer im Frühjah..."

Donnerstag, 24. März 2011

zum Fürchten: die begrenzte Vorstellungskraft von Vattenfall

Auf seiner Webseite veröffentlicht Vattenfall eine rührselige Erklärung des Deutsches Atomforum e.V. zum GAU in Fukushima.
Deutsches Atomforum e.V.:
Was sich so harmlos anhört, ist in Wahrheit eine verbrecherische verschwörerische Lobbyisten Truppe, welche die Vorstellungen von EON, EnBW, REW und Vattenfall den Politikern ins Ohr flüstert. vorschreibt. Und dadurch, daß Vattenfall diese Erklärung kommentarlos auf seiner Webseite veröffentlicht, gehe ich davon aus, daß sich Vattenfall diese Erklärung zu eigen macht.

Dort steht dann:
Die deutschen Betreiber sichern ausdrücklich zu, dass sie – wie auch in der Vergangenheit geschehen – eine qualifizierte Bewertung vornehmen werden, sobald die hierfür notwendigen gesicherten Erkenntnisse vorliegen.

Man erinnere sich an die qualifizierten Bewertungen, die Vattenfall nach den Störfällen in Brunsbüttel und Krümmel vorgenommen hat ... aber ok, da steht ja etwas von "deutschen Betreibern" im Text, wahrscheinlich nimmt sich Vattenfall also von der Pflicht einer Bewertung aus.

Aber ein paar Zeilen darunter schreibt Vattenfall das Deutsche Atomforum:

Eine Verkettung eines derart schweren Erdbebens und eines schweren Tsunamis ist in Deutschland nicht vorstellbar. 
Es ist Donnerstag, der 24.03.2011, kurz vor halb vier Uhr nachmittags, ich sitze an meinem Schreibtisch in Hamburg. Hamburg gehört nach allgemeiner völkerrechtlicher Vorstellung zu Deutschland. Ich kann also zurecht behaupten: ich halte mich zu diesem Zeitpunkt in Deutschland auf. Ich schließe die Augen, hier und jetzt. Und denke nach ... und habe die Vorstellung eines schweren Erdbebens und eines schweren Tsunamis. Ich öffne die Augen und weiß: Eine Verkettung eines derart schweren Erdbebens und eines schweren Tsunamis ist in Deutschland vorstellbar.

Mag sein, daß meine Vorstellung eines derart schweren Erdbebens und eines schweren Tsunamis von der Berichterstattung der letzten 2 Wochen beeinflußt wurde.

Mag sein, daß Vattenfall das Deutsche Atomforum eigentlich schreiben wollte:
Eine Verkettung eines derart schweren Erdbebens und eines schweren Tsunamis in Deutschland ist nicht vorstellbar.
Mag also sein, daß das Deutsche Atomforum daran scheitert, seine eigenen Vorstellungen korrekt zu formulieren (wenn die daran schon scheitern, man gut, daß die keine AKWs betreiben).  

Aber das sind alles nur Vermutungen.


Fakt ist: Vattenfall lügt auf seiner Webseite ... und ich bin der lebende Beweis.

P.S.: daß Vattenfall noch nicht mal genug Phantasie aufbringt, um sich Ereignisse vorzustellen, die an einem Ort dieser Erde bereits Realität geworden sind ... zum Fürchten!

Tschüss Vattenfall: Scholz schaltet Krümmel und Brunsbüttel verbal ab

Aussagen von Politikern soll man mit Vorsicht genießen, aber diese ist mir schon einen Beitrag wert. Laut Radio Hamburg (sonst eher bekannt für Vattenfall freundliche Statements und Reportagen) hat Scholz in seiner gestrigen Regierungserklärung gefordert: "Brunsbüttel und Krümmel dürfen nie wieder ans Netz gehen."

Dann bin ich ja mal gespannt, wie Scholz seiner Forderung Nachdruck verleiht, sollte Vattenfall seiner Forderung nicht zustimmen. Oder wie er sich verhält, sollte Vattenfall dazu gar nichts sagen.

Sonntag, 20. März 2011

Kohlekraft ist kein Ersatz für Atomkraft

Die Welt schaut aktuell geschockt auf die Reaktorkatastrophe in Japan, Deutschland diskutiert den Ausstieg aus der Atomkraft. Jetzt, wo der Ausstieg in Deutschland so greifbar wie nie erscheint, gewinnt selbst für manche Atomkraftgegner die Kohlekraft wieder neuen Charme.

Ein Beispiel dafür ist die IG Metall, die zwar den Atomkraft-Ausstieg fordert, gleichzeitig aber auch den Neubau von Kohlekraftwerken. Dies verhindert jedoch den konsequenten, möglichen und nötigen Energiewandel.

Ein echter Energiewandel ist nur durch den Verzicht auf Atomkraft UND Kohlekraft möglich. 

Deshalb sitzt die BI Moorburgtrasse-stoppen auch im Orga-Team der Großdemo am 26.3. in Hamburg. Die BI spricht sich für das Abschalten und den kompletten Verzicht auf die Atomkraft aus. Jedoch werden wir von der Rednerbühne aus alle Menschen und MitstreiterInnen daran erinnern, nicht den schleichenden Tod zu vergessen. Dieser geschieht jeden Tag weltweit durch den Klimawandel, mitverursacht durch den CO2-Ausstoß der Kohlekraftwerke.


Infos zu der Großdemo gibt es bei Robin Wood:
http://www.robinwood.de/tag/fukushima/

Samstag, 19. März 2011

Gelbe Fässer ja, Gelbe Säcke nein

Wenn Vattenfall (zusammen mit RWE, EnBW und EON) eine unbekannte Anzahl an Gelben Fässern in der Asse versenkt, dann ist das ok (bzw. wird auf Kosten der Allgemeinheit geregelt).

Wenn AKW-Gegner symbolisch Gelbe Säcke vor der Vattenfall-Kundenzentrale in der HH Innenstadt abladen, dann wird das mit Schlagstockeinsatz verhindert.

So geschehen am heutigen frühen Abend. Ich war persönlich vor Ort und muß leider nach längerer Zeit mal wieder feststellen, daß zumindest am heutigen abend manche der beteiligten Polizisten völlig überfordert waren. Wohlgemerkt ging es um mit Altpapier gefüllte Gelbe Säcke, die vor der Tür der Geldsäcke Vattenfall abgeladen werden sollten. Die Aktion war kreativ, doch hatte die Polizei wohl im Vorfeld Wind von der Sache erhalten und das Kundenzentrum mit Gattern abgesperrt. Anstatt es nun bei dem so gesicherten Raum zu belassen, wurden die Demonstranten dann jedoch agressiv empfangen. Eine der aktuellen Diskussion gegenüber angemessene Reaktion sieht anders aus.

Einen ausführlichen Bericht gibt es bei indymedia.

Freitag, 18. März 2011

offener Brief an Harald Martenstein

Oben genannter Herr ist einer der bekannteren Kolumnisten in Deutschland. Verdient hat er sich das mit einer oft durchaus ansprechenden Schreibe. Gerne benutzt M. auch seine Kolumnen in Zeit(ungen) und im Web zum literarischen Befreiungsschlag aus den moralischen Zwängen unserer Tage.

So geschehen auch im ZEIT Magazin 6/2011, nachzulesen hier.

Mir ist alles egal! Esst Eier! Seid korrupt!


Nun müßt Ihr wissen, daß Herrn Martenstein alles so egal ist, daß er dieses Jahr bei den Vattenfall Lesetagen mitwirkt - natürlich nicht freiwillig, sondern gezwungen vom Honorar, das dieser DrecksKonzern ihm bezahlt.

Dazu mein Kommentar, lieber Herr M. :


Sie können beruhigt sein: kein rational denkender Mensch erwartet und verlangt von Ihnen, daß Sie die Verantwortung für alles schlechte und böse in der Welt übernehmen. Wirklich nicht.
Aber durchaus tragen Sie Verantwortung für Ihr eigenes Tun. Denn das können Sie beeinflussen. Wie ich höre, werden Sie dieses Jahr auf den "Vattenfall Lesetagen" in Hamburg auftreten ... nun ja, ist das Ihr ureigener Zynismus? Oder die konsequente Fortführung Ihrer Handlungsweise "morgens brat ich mir ein Ei, abends lese ich dann bei einer Veranstaltungsreihe des offiziell dreckigsten (im wahrsten Sinne des Wortes) Konzern Deutschlands, und wenn nach mir die Sintflut kommt, ist mir das auch egal?"
Dann Chapeau: konsequent gehandelt.
Wenn Sie aber nicht wußten, wem Sie da Ihre Stimme leihen werden, dann ist noch Zeit für eine Handlungsalternative. Das ist ja die Krux unseres Lebens ... man kann sich nicht zurückziehen und sagen: "aber es gab doch keine Alternative". Die gibt es nämlich: "Lesetage selber machen - Vattenfall Tschüss sagen". Schauen Sie mal im Web nach der Veranstaltung, und nehmen Sie mit uns Kontakt auf. Und ich verspreche Ihnen: wenn Sie das machen, rocke ich gerne mit Ihnen auf der Reeperbahn statt daß Sie von der Klimakatastrophe gerockt werden ... die Verantwortung für diese sollten Sie nämlich tatsächlich anderen überlassen.
Herzlichst
M.B.

Montag, 14. März 2011

Gruß aus einer anderen Zeit

Wie wenig sich der Lauf der Welt an die Regiebücher der Kernkraftwerksbetreiber hält, wird uns in diesen Tagen erneut vor Augen geführt.


In den Regiebüchern der japanischen AKW-Betreibern stand jedenfalls nicht von einem Erdbeben der Stärke 9,0 und auch nichts von einer durch diese Stärke ausgelösten Flutwelle.

Leider haben sie aber vegessen, daß Drehbuch an unseren Planeten weiterzugeben. Und weil das so ist, kommt nun zusätzlich zum Entsetzen über den tausendfachen Tod und die Zerstörung in Japan die Sorge über die Entwicklung in den AKWs, hauptsächlich in dem Reaktor Fukushima I und III.

In Deutschland tritt das Unglück und die Ungewißheit keine Schlammlawine, sondern eine Greenwash-Lawine los. Man kann quasi sehen, wie sich die verantwortlichen Politiker bei der Antwort auf die Frage winden, was denn nun die aktuelle Situation in Japan für Deutschland bedeute.

Leugnen, daß es nicht beherrschbare Probleme gibt?
Schwer möglich angesichts der Bilder und Nachrichten aus Japan.

Zugeben, daß es nicht beherrschbare Probleme gibt?
Schwer möglich angesichts des Konflikts, den "unsere" Regierung mit der Laufzeitverlängerung geschaffen hat und den Argumenten, die man dafür aus der Mottenkiste geholt hatte: Brückentechnologie, sicher, CO2-freie Energiegewinnung, usw.

Gerne wird von "aufgeklärten" AKW-Befürwortern dann der ex-Greenpeacer Patrick Moore zitiert,
der später mit Greenpeace gebrochen hat (bzw. Greenpeace mit ihm) und der zu einem glühenden strahlenden Verfechter der Atomenergie wurde. Nachzulesen ist das z.B. in einem Artikel aus der Welt vom 01.08.2008, der auch online zu lesen ist: 

Die Atomenergie ist sicher


Tja, genauso, wie die Artikelüberschrift mal wieder von der Realität widerlegt wird, widerlegt die Entwicklung im Bereich der erneuerbaren Energien die Aussage Moores "Deutschland kann nicht gleichzeitig Atomkraftwerke abschaffen und CO2-Ziele einhalten - Damit ruiniert sich eine große Industrienation". Genauso wie diese beiden Aussagen ist der ganze Kommentar eines: gefährlicher Quatsch! Das war er auch schon 2008. Aber heute mutet der ganze Kommentar wie ein Griff in Mottenkiste an. Daß er das ist, kann man auf diesem blog unter Energiepolitik nachlesen. Ich spare mir hier daher die Aufzählung der ganzen Falschaussagen und - annahmen von Moore.

Bleibt nur noch, auf Moores Frage zu antworten:
Wird es nicht Zeit, dass die Umweltbewegung einsieht, dass die Atomenergie keine Bedrohung ist, sondern das Zukunftsversprechen einer sicheren, sauberen Energie und die machtvollste Technologie, über die wir verfügen, um fossile Brennstoffe zu ersetzen und den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren?
Nein, Herr Moore, die Umweltbewegung wird angesichts von explodierenden Atomkraftwerken nicht einsehen, daß die Atomenergie keine Bedrohung für das Leben auf unserem Planeten ist! Wir glauben an das, was wir sehen, und nicht an das greenwashing und brainwashing von Energie-Lobbyisten.