Auf den 2. Blick hat das aber zumindest für Vattenfall Sinn. Denn wie kritische Stimmen schon 2014 vermuteten: die Aufspaltung in 2 regionale Gesellschaften sollte offenbar hauptsächlich dazu dienen, die Risiken aus dem kontinentalen Atomgeschäft und (wie sich jetzt herausstellt) auch Braunkohlegeschäft (Stichwort Altlasten) aus dem schwedischen Konzern auszulagern.
Zitat:
Der schwedische Konzern Vattenfall stellt sich in Deutschland neu auf und wandelt die Vattenfall Europe AG in eine GmbH um, wie das Unternehmen kürzlich mitteilte. Diese Umstrukturierung hat vor allem Auswirkungen auf den Umfang der Haftung. Einem Bericht der Nachrichtenagentur dpa zufolge ist die Haftung der Vattenfall GmbH künftig begrenzt, sollte es zu einem Unfall in einem der deutschen Atomkraftwerke kommen. Dennoch bleibt auch die Vattenfall GmbH eine hundertprozentige Tochtergesellschaft des schwedischen Staatskonzerns Vattenfall. Auch für Kunden ändert sich abgesehen vom neuen Namen ihres Energieanbieters nichts.Quelle: http://www.stromanbieter.net/umwandlung-in-vattenfall-gmbh-haftung-schwedens-begrenzt/
oder auch: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/kosten-fuer-den-ausstieg-vattenfall-entzieht-sich-der-haftung-fuer-akw/9911578.html
Das führte dazu, daß wie von Zauberhand die "unschönen" Geschäftsbereiche "Atom" und. "Braunkohle" schon 2014 nicht mehr in der Organisationsstruktur von Vattenfall Continental auftauchten:
Quelle: http://corporate.vattenfall.de/uber-uns/organisation/ |
Insofern ist die neuerliche Ankündigung von gestern nur die konsequente Beendigung dessen, was 2013 begann: jetzt tauchen auch offiziell "Braunkohle" nicht mehr in den künftigen Geschäftsfeldern auf (diese sollen definitiv verkauft werden), "Atom" wurde versteckt in Erzeugung:
Quelle: http://corporate.vattenfall.de/newsroom/pressemeldungen/2015/vattenfall-neue-organisationsstruktur-zur-unterstutzung-der-kunftigen-strategischen-ausrichtung/Die Geschäftseinheiten ab 1. April:
Wärme: Als größter Wärmeproduzent Europas versorgen wir Kunden in Deutschland, den Niederlanden, Schweden und Dänemark mit Fernwärme und erzeugen Strom in hocheffizienten Anlagen.
Windkraft: Mit 1.000 Windturbinen in Dänemark, Deutschland, den Niederlanden, Schweden und Großbritannien ist Vattenfall einer der größten Entwickler von Offshore-Windanlagen in Europa.
Kunden & Lösungen: Mehr als 6 Mio. Stromkunden in Finnland, Frankreich, Deutschland, den Niederlanden und Schweden. Vattenfall bietet verschiedene Kundenlösungen zur Steigerung der Nachhaltigkeit,
Übertragungs- und Verteilnetzbetrieb in Schweden und in Berlin.
Erzeugung: Emissionsfreie Stromerzeugung mit Wasserkraft und Kernenergie.
Handel & Märkte: Das Handelsgeschäft von Vattenfall deckt alle Rohstoffe im Bereich Energie ab und bietet umfangreiche Unterstützung im Großhandelsbereich für interne und externe Kunden.
Bleiben aktuell 2 Punkte:
1. Wir können trotz dieser neuen PR Maßnahme davon ausgehen, daß die erst 2014 neu entstandenen GmbH Lösungen in Deutschland bestehen bleiben (womit Vattenfall die Haftungsrisiken dauerhaft umgangen hat).
2. Interessant ist, daß die Vattenfall Steinkohlekraftwerke auch nicht mehr genannt werden (unter Erzeugung). Neben dem KoKW Moorburg betreibt Vattenfall auch noch KoKW in Berlin und vor allem in den Niederlanden in eigener Regie. Während die Berliner KoKW dort Teil des Wärmenetzes sind und entsprechend schwer einzeln zu veräußern, so wird schon länger spekuliert, daß Vattenfall das KoKW Moorburg nach Inbetriebnahme schnellstmöglich verkaufen möchte. Wie man an der Braunkohle sieht, werden solche Spekulationen schneller wahr als man denkt.
Abgesehen davon:
Man kann sagen: ausnahmsweise hat Vattenfall eine Sache kommunikativ elegant gelöst. Denn Vattenfall hat grundsätzlich nichts anderes als E.ON vollzogen: eine Aufteilung in "bad bank" und "good bank". Aber was bei E.ON MIT PR-Getöse lief und entsprechend auch kritisch hinterfragt wurde, hat Vattenfall still und (fast) heimlich vollzogen.
Sehr gut für Hamburg, daß der Volksentscheid die Politik zum Handeln zwang, bevor Vattenfall Tatsachen schaffen konnte. Schade für Berlin, daß die dortige SPD/CDU Regierung die eigenen BürgerInnen zu deren Schaden dermaßen ausgetrickst hat, daß eine Loslösung aus dem verbliebenen Restkonzern nun umso schwieriger bzw. teurer werden wird.
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