Donnerstag, 27. Oktober 2011

Vattenfall lügt und die Medien machen sich zum Affen

Aktualisierung 1.11.2011
eine aufmerksame Leserin hat mich auf eine Meldung im Hamburger Abendblatt hingewiesen. Die Überschrift lautet:
Nun ist diese Meldung aber nicht vom 1.11.2011 ... sondern vom 23.01.2009!
Die damaligen Reaktionen laut Abendblatt-Artikel:
Die Vorwürfe reichen von "Zweifel an der Glaubwürdigkeit von Vattenfall" über "Wortbruch" bis hin zu "gezielte Täuschung". In der Kritik an der Entscheidung Vattenfalls, den Kraftwerksstandort Wedel nun doch nicht aufgeben zu wollen, herrschte gestern ungewohnte Einigkeit bei Regierungspartei, Opposition und Umweltverbänden.
Bisher hatte es geheißen, Vattenfall wolle im Gegenzug zum Bau des Kraftwerks Moorburg den Standort in Wedel aufgeben. Gestern hatte das Unternehmen dem Abendblatt bestätigt, dass sich diese Pläne, mit Verweis auf die unsichere Situation in der Energiepolitik, mittlerweile geändert hätten. (Hervorhebung seitens stop-greenwashing)
Jetzt schiebe ich noch kurz ein, daß der gerichtlich erwirkte Baustopp gegen die Moorburgtasse erst am 24.2.2010 erreicht wurde ... und nun bitte ich, den geneigten LeserIn mit diesen Informationen im Hinterkopf die untenstehenden "aktuellen" Meldungen zu beurteilen.
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Als Hamburger erlebe ich es immer wieder, daß sich die heimischen Medien in Bezug auf Vattenfall wie die berühmten 3 Affen verhalten: „nichts (Böses) sehen, nichts (Böses) hören, nichts (Böses) sagen“.

Was ist heute passiert, so daß ich zu diesem drastischen Vergleich greife?

Eigentlich: nichts.

Denn Radio NDR 90,3 berichtet in einem Beitrag unter dem Titel "Kraftwerk in Wedel soll viel länger rauchen" über die "Neuigkeit", daß laut Vattenfall das KoKW in Wedel statt 2013 erst 2017 vom Netz gehen soll.
Diese Neuigkeit ist deswegen eine Nichtigkeit, weil bereits Anfang Juni das Wedel-Schulauer Tageblatt dies berichtete. Zitat:

Das Kraftwerk aus dem Jahr 1961 diene in erster Linie der Wärmeerzeugung, Strom sei nur ein Nebenprodukt. Mit 390 Megawatt ist die Leistung der Anlage angegeben. 180 000 Wohneinheiten versorgt sie in der Hansestadt mit Fernwärme. Diese Aufgabe sollte 2013 das neue Vattenfall-Kraftwerk Moorburg übernehmen. Wie berichtet muss die Leitung dafür aber noch das Planfeststellungsverfahren durchlaufen. Das bedeutet eine Verzögerung im Zeitplan des Energie-Riesen von rund zweieinhalb Jahren. Laut Kleimeier soll nach der Heizperiode 2016/2017 umgeschaltet werden auf Moorburg-Wärme. Wedel geht dann zunächst in den Reserve-Betrieb, bis die Anlage ganz abgeschaltet wird.
Auch stop-greenwashing schrieb damals darüber, Spiegel Online, Abendblatt, ...
Ok, bis hierhin könnte man sagen: einfach schlampig recherchiert.
Aber 90,3 befragt nun ausgerechnet den Vattenfall Pressesprecher nach den Gründen der Verzögerung.
Und bringt unkommentiert dessen Meinung:
"Wir gehen davon aus, dass wir Wedel erst 2017 abschalten können", erklärte Unternehmenssprecher Stefan Kleimeier am Dienstag NDR 90,3. Denn: Hamburg werde vorerst auf den Fernwärmeversorger im Westen der Stadt angewiesen bleiben.
Grund für die Verlängerung in Wedel sind demnach die Verzögerungen beim Bau einer neuen Fernwärmeleitung in Hamburg. Der Widerstand gegen den Bau ist vor allem in Altona massiv. Protestler harrten wochenlang bei Minustemperaturen im Gählerpark aus. Umweltschützer und Anwohner klagten ein Mitspracherecht bei den Planungen ein.
"Schuld" sind also die bösen Umweltschützer. Mal abgesehen davon, daß alle Umweltschützer und Anwohner verdammt stolz auf sich sein können, dem ungesetzlichen Vorhaben bisher die Stirn geboten zu haben:
1. warum hat 90,3 nicht noch eine zweite unabhängige Meinung zu Ursache und Wirkung eingeholt?
2. Umweltschützer und Anwohner haben kein "Mitspracherecht" (hätten wir das, gäbe es die Trassenplanungen nicht mehr)
3. auch wenn Vattenfall schon 2009 alle Anwohner und Umweltschützer aus dem Weg geräumt hätte, müßte Wedel bis 2017 laufen ...

denn Fakt ist: Vattenfall selber hat schon im Frühsommer selber zugegeben, daß es die Stahlprobleme beim KoKW sind, die zu noch längeren und vor allem noch nicht abschätzbaren Verzögerungen bei der Inbetriebnahme führen:
http://stop-greenwashing.blogspot.com/2011/06/vattenfall-kan-es-einfach-nicht-folge.html

da hieß es im Spiegel:
Beim Vattenfall-Kraftwerk im sächsischen Boxberg ersetzt man nach SPIEGEL-Informationen bereits den T24-Stahl durch herkömmliche Werkstoffe. Im Fall des Kraftwerkneubaus in Hamburg-Moorburg hat Vattenfall entschieden, den alten Meiler in Wedel noch ein paar Jahre am Netz zu lassen. Die Folgen des Materialfehlers in den neuen Kohlekraftwerken dürften auch die Verbraucher spüren: "Die zeitliche Verschiebung der zukünftigen Kapazitäten wird sich preistreibend auswirken", erklärt Vattenfall-Sprecher Stefan Müller.

Das hörte sich also ganz anders ... sprich: ehrlicher an, was da Herr Müller sagte.

Aber jetzt steht am 18.11. der Erörterungstermin im Planfeststellungsverfahren zur Moorburgtrasse vor der Tür. Da schwächt eine solche Ehrlichkeit natürlich die Verhandlungsposition, wenn es darum geht, JETZT eine Trasse bauen zu wollen, deren Einspeiser noch auf Jahre nicht zur Verfügung stehen wird.

Daß die Verantwortlichen bei Vattenfall hier mal wieder lügen, ist enttäuschend. Genauso enttäuschend ist aber, daß auch die öffentlich-rechtlichen Medien diese Lügen auch noch weiterverbreiten.

Dienstag, 25. Oktober 2011

Vattenfall kauft sich die Meinung schön

Der Klima-Lügendetektor deckt auf, wie Vattenfall als Sponsor einer Studie der DENA die öffentliche Meinung zu beeinflussen sucht. Konkret geht es darum, in Zukunft immer mehr Biomasse in KoKW zu verfeuern - und dafür massiv Fördergelder zu erhalten. Dabei ist dieser Plan kontraproduktiv für das Klima.

Samstag, 22. Oktober 2011

Die exklusive Gedankenwelt des Frank Drieschner


Atomjournalist Frank Drieschner hat mal wieder zugeschlagen. Unter der Schlagzeile „Hauptsache, nicht bei uns“ arbeitet er sich mal wieder in der aktuellen Ausgabe der ZEIT an der Anti-AKW Bewegung ab. Im Gegensatz zu seinem letzten Versuch, bei dem Drieschner versuchte, seine Polemik mit selbstgebastelten „Fakten“ zu untermauern (die dann aber widerlegt wurden), verlegt er sich heuer von Anfang an auf den Boulevard-Stil.

Dieses Mal knöpft sich Drieschner explizit den Atomenergie-Widerstand im Wendland vor. Schließlich steht ein neuer Castor-Transport bevor. Drieschners Kernaussage: Wir haben jetzt die Energiewende, also bitte keinen Widerstand mehr. Bei Drieschner heißt das dann:
"Eine deprimierende Antwort kommt gerade aus dem Landkreis Lüchow-Dannenberg. Dort macht die Protestbewegung gegen das geplante Atommülllager in Gorleben weiter, als hätte es nie eine Energiewende gegeben."
Aha.Weil also von 17 AKWs in diesem Jahr acht stillgelegt wurden (mathematisch ist das weniger als die Hälfte), soll die Anti-AKW Bewegung im Wendland laut Drieschner doch bitte schön nicht mehr gegen die Atomkraft und Atommülltransporte protestieren. Welch eine dumme Argumentation ist das denn? Das ist ja so, als würde die FDP zu der Piratenpartei sagen: „Hey, Piraten, ihr seid jetzt in Berlin im Stadtparlament, aber damit ist jetzt auch genug. Bei der nächsten Bundestagswahl tretet ihr gefälligst nicht mehr an.“ Klar, viele Liberale wünschen sich dieses Szenario – aber sie verblöden sich, es öffentlich zu machen. Drieschner hat diese Skrupel nicht.
Drieschner setzt sogar noch einen drauf. Als „Zeugen“ der Energiewende führt er gerade den Umweltminister Röttgen an, der als Papiertiger vor der Laufzeitverlängerung startete und anschließend als handzahmes Kätzchen schön brav die Lüge von der „Brückentechnologie“ mit verbreitete. Ausgerechnet auf den soll sich die Anti-AKW Bewegung verlassen? Auch diese Vorstellung ist sicherlich die Wunschvorstellung der Atom-Lobby, aber kommt garantiert nicht in den Köpfen der Anti-AKW Bewegung vor.
Aber jetzt ist Drieschner erst so richtig warm gelaufen. Er schreibt
„Vor allem aber hat die Bundesregierung die wichtigste Forderung der Atomkraftgegner erfüllt: Die wissenschaftliche Debatte um mögliche Vorzüge und Nachteile des geplanten Atommülllagers wird nicht länger unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt.“
Die wichtigste Forderung der Anti-AKW Bewegung ist also nicht, wie allgemein angenommen wird, der Ausstieg aus der Atomkraft und das Stilllegen aller AKWs weltweit. Nein, Drieschner deckt es auf: die wichtigste Forderung sei eine wissenschaftliche Debatte in der Öffentlichkeit!
Oh Mann, Drieschner, Drieschner ..
In der Gedankenwelt Drieschners macht dann auch sein nächster Absatz Sinn, in dem er von der wunderbaren „Offenheit und Transparenz“ der „Gorleben-Dialoge“ fabuliert. U.a. schreibt Drieschner an dieser Stelle:
„Der Gorleben-Dialog“, den Umweltminister Röttgen begonnen hat, erfüllt alle Ansprüche an Transparenz und Offenheit"
Aha. Welchen Maßstab Drieschner anlegt, um die Wertung „alle Ansprüche“ anzuführen, wird uns leider verschwiegen. Ganz sachlich könnte man als rational denkender Mensch meinen, daß es dazu ggfls. unterschiedliche Meinungen gibt. Problem ist nur, das Drieschner seine Gedankenwelt exklusiv für sich hat und ihm niemand mit Verstand dorthin folgt. Deshalb verhallen auch Sätze wie:
„Es gibt nur ein Problem mit dem „Gorleben-Dialog“: Er ist eine Bürgerbeteiligung fast ohne Bürger. Schuld daran sind die Atomkraftgegner des Wendlands, die dem öffentlichen Streit ausweichen. Ihr Beitrag zur Debatte beschränkt sich inzwischen darauf, ihre Widersacher und insbesondere Drieschner Röttgen als Lügner und käufliche Helfer der Atomindustrie zu beschimpfen.“
Fakt 1 ist: Röttgen ist ein Lügner, denn er hat die Lüge von der notwendigen Brückentechnologie genauso verbreitet wie die ganze schwarz-gelbe Regierung.
Fakt 2 ist: Röttgen wie die restliche schwarz-gelbe Regierung haben sich mit der Kernelemente-Steuer kaufen lassen.
Insofern beschimpfen die Anti-AKW Gegner weder Röttgen noch andere Personen, sondern sprechen die Wahrheit aus.
Fakt 3: die Anti-AKW Gegner brauchen keinerlei Dialog mehr, um die Nicht-Eignung des Salzstocks in Gorleben als Zwischen- und Endlager zu belegen. Die Tatsachen sind allen zugänglich, und jeder, der weiterhin den Salzstock erforschen läßt, ignoriert diese Tatsachen. Röttgen gehört dazu. Zur Erinnerung: im April 2010 berichtete das ZDF-Magazin Frontal21 über der Redaktion des Magazins und Greenpeace vorliegende, bisher vertrauliche Dokumente zu Gorleben. Aus den Dokumenten geht eindeutig hervor, dass die Vorauswahl für Gorleben unter dem damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht wissenschaftlich nicht abgesichert war. Aber was passierte daraufhin: Den formalen Sofortvollzug zur Wiederaufnahme der Erkundungsarbeiten ordnete das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie am 9. November 2010 an - mit Billigung und Unterstützung durch Röttgen.
Dieschner schließt mit den Worten: 
„Früher einmal hatten sie (die Atomkraftgegner) für eine rationale Debatte um die sicherste Art des Umgangs mit Atommüll geworben. Es war wohl doch nicht so gemeint.“
Ich entgegne dazu Herrn Drieschner: Früher einmal hatte Journalismus in der ZEIT etwas mit Meinungsbildung durch Fakten, Recherche und Seriosität zu tun. Sie sorgen dafür, daß man das von der ZEIT heute nicht mehr erwarten kann.

Donnerstag, 20. Oktober 2011

Rechenstunde mit Daniela Stürmlinger

Die Pressefrau von Vattenfall Abendblattredakteurin Daniela Stürmlinger hat sich mal wieder am Thema Energiewende versucht. stop-greenwashing Lesern ist Frau Stürmlinger bereits aus ihrer Liebeserklärung an Kohlaf und Vattenfall bekannt. Übertitelt ist der Artikel, der den Anschein macht, direkt von Vattenfall bezahlt worden zu sein, mit "Ausstieg aus Atomkraft - Energiewende macht Strom 30 Prozent teurer".
Dann rechnen wir doch mal nach, wie Frau Stürmlinger auf 30% kommt:
Stürmlinger: "Bis 2020 erwarten wir, dass die Stromrechnung für die Verbraucher um 30 Prozent höher ausfällt als heutzutage, sagte Tuomo Hatakka, Chef von Vattenfall Deutschland."
Ah, also sprechen wir hier von einer persönlichen tendenziösen Einschätzung einer einzelnen Person für die nächsten 10 Jahre. Ob Herr Hatakka bei seiner Einschätzung Frau Stürmlinger aus der Hand las oder in seine Glaskugel guckte, ist mir leider nicht bekannt.

Stürmlinger: "Mit der Energiewende soll die Erzeugung von mehr Strom aus regenerativen Energien von den Verbrauchern subventioniert werden."
Schuld an dieser möglicherweisen Steigerung ist also mal wieder die böse, böse Energiewende. Ok, setzen wir dieser Meinungsmache mal harte Fakten entgegen:

"Für Strom müssen die Verbraucher laut Studie heute etwa 40 Prozent mehr bezahlen als 1998. Der Gaspreis habe sich seither fast verdoppelt. Noch stärker seien die Preise für Erdölprodukte gestiegen: Heizöl koste heute dreimal so viel wie 1998 und der Preis für einen Liter Kraftstoff habe sich verdoppelt. In diesen Preissteigerungen seien auch die Effekte aus der Ökosteuer und der Mehrwertsteuererhöhung enthalten."

Das Zitat stammt nicht aus dem Text von Frau Stürmlinger, sondern aus einer Studie der Postbank aus dem Jahre 2008. Der Zeitraum 1998-2008 war die Glanzzeit der fossilen Energie: AKWs und KoKWs, wohin das Auge blickte. Und trotzdem als Fakt hatten wir eine Kostensteigerung 40% innerhalb von 10 Jahren. Erwähnenswert für Frau Stürmlinger im Vergleich zur "Prophezeiung" von Herrn Hatakka: mitnichten.

Zurück zu Frau Stürmlinger, denn jetzt wird es konkret:

"Die nächste Tariferhöhung könnte bereits zum Jahreswechsel erfolgen. Dann steigt die Umlage für die gesetzlich vorgeschriebene Förderung erneuerbarer Energien um 0,06 auf 3,592 Cent pro Kilowattstunde (kWh) Strom. Diese Mehrkosten dürfen die Konzerne an ihre Kunden weitergeben."
 Nun rechnen wir doch mal nach: 0,06 cent (diese Maßeinheit hat Frau Stürmlinger uns verschwiegen) von 3,53 cent (der bisherigen EEG-Umlage) sind  ... rechne, rechne ....... machen 1,7% Steigerung! Hölle und Verdammnis! Spannt die Rettungsschirme auf. 1,7%!!!!! WER SOLL DAS BEZAHLEN?! Kurz bevor ich mein Büßerhemd stellvertretend für Frau Stürmlinger zerreiße, erreicht mich diese Pressemitteilung des BMU:
"Nach Angaben der vier Übertragungsnetzbetreiber wird sich die EEG-Umlage für 2012 mit 3,59 Cent/Kilowattstunde (ct/kWh) gegenüber dem heutigen Wert von 3,53 ct/kWh kaum verändern. Für einen durchschnittlichen 4 Personen-Haushalt bei einem Verbrauch von 3.500 Kilowattstunden pro Jahr bedeutet dies lediglich Mehrkosten von weniger als 18 Cent pro Monat!"
Ich weiß zwar heute noch nicht wie ich die 18 cent x 12 = 2,16 Euro im Jahr zusammenschnorren soll, aber es wird schon irgendwie gehen. Aber wie kommt dann Frau Stürmlinger auf 30%?
Ah, es kommen noch mehr Kosten auf uns alle zu:

Stürmlinger: "Hinzu kommen laut Hatakka weitere Belastungen. "Allein die steigenden Netzentgelte zum Jahreswechsel, die Umlage für Ökostrom und die Steuer darauf führen zu einem Kostenanstieg um mehrere Prozent." 

 Netzentgelte, Netzentgelte ... da war doch gerade etwas in der Presse, u.a. in der Berliner Zeitung:

"Die deutschen Strom- und Gaskunden müssen zum Jahreswechsel mit deutlichen Preissteigerungen rechnen, weil die Bundesregierung es versäumt hat, eine Rechtslücke zu schließen. Ein Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) vom Juni dieses Jahres ermöglicht es nach Informationen der Berliner Zeitung den Betreibern der Strom- und Gasnetze, ab Anfang kommenden Jahres zusätzlich bis zu zwei Milliarden Euro von den Energiekunden zu kassieren."

Und weiter schreibt die Berliner Zeitung:
"In Reaktion auf das Urteil haben am Wochenende zahlreiche Netzbetreiber in Deutschland drastische Preiserhöhungen angekündigt, die in der Regel an die Endkunden weitergereicht werden. Netzbetreiber sind Großkonzerne, aber auch kleine Stadtwerke, die örtliche Verteilnetze betreiben. In Berlin erhöht Vattenfall die Netzentgelte um rund 0,5 Cent pro Kilowattstunde, dies müssen auch Kunden anderer Anbieter bezahlen."

Ein Wort davon bei Frau Stürmlinger, daß die Stromnetzbetreiber wie z.B. Vattenfall hier eine Gesetzeslücke sofort nutzen, um abzukassieren? Fehlanzeige.
Zum Vergleich:
Steigerung der EEG-Umlage: 0,06 cent
Steigerung der Netzentgelte durch Vattenfall in Berlin: 0,5 cent
Aber schuld haben immer die anderen  hat stets die böse böse EEG Umlage.

Bei Frau Stürmlinger heißt es weiter nebulös:

"Wird dieser Trend auch von den anderen Netzbetreibern aufgenommen, erhöht sich der Endpreis um weitere 17 Euro jährlich. Die Strompreise für private Verbraucher in Deutschland steigen damit 2012 im zwölften Jahr in Folge", sagt Peter Reese, Leiter des Energiewirtschaftsressorts bei Verivox. 

Richtig, sie steigen im 12. Jahr in Folge, aber nicht wegen der Energiewende, die gibt es nämlich erst seit diesem Jahr. 

Kommen wir zum letzten Argument Vattenfalls Frau Stürmlingers:
"Auch die deutsche Industrie wird künftig bei der Stromversorgung stärker zur Kasse gebeten. Vor allem Großverbraucher wie Stahl- oder Aluminiumproduzenten, die auch in Hamburg Werke unterhalten, fürchten, dass sie durch höhere Kosten nicht mehr wettbewerbsfähig produzieren können."
Das ist die Märchenstunde von Frau Stürmlinger. Die Realität lautet:
TAZ: "Deutsche Stromkunden werden im nächsten Jahr belastet, weil in den Gesetzen zur Energiewende Privilegien für Teile der Industrie eingebaut worden sind.(...) Einige besonders energieintensive Industrien waren in der Vergangenheit teilweise davon befreit, mit gutem Grund: Stahlhütten zum Beispiel drosseln ihre Produktion, wenn gerade besonders viel Verbrauch herrscht, um die Netze gezielt zu entlasten. Das Paradoxe: Im neuen Gesetz werden alle Industrien komplett von den Netzentgelten befreit, wenn sie nur genug Energie verbrauchen und pro Jahr mindestens 7.000 Stunden Strom ziehen. "

Resümee:
Für einen Lobbytext von Vattenfall wäre der Text nicht schlecht, jedoch billig und durchschaubar - für einen Bericht in einer Tageszeitung ein unterirdischer Beitrag zur Debatte. Ich wünschte mir, der Wind der Energiewende würde manche Redakteure aus ihren Sesseln wehen.

Alter Schwede: Lundin Oil

Der blog "Klima der Gerechtigkeit" berichtet aktuell über einen Fall von eklatanter Verstrickung aus Politik und Wirtschaft in Schweden bzw. Äthopien:

In Äthiopien stehen zwei schwedische Journalisten vor Gericht und werden angeklagt, gegen die Antiterrorgesetze des Landes verstoßen zu haben. Sie sind illegal über die Grenze gereist (das geben sie auch zu), um über die Tätigkeiten des schwedischen Ölkonzerns Lundin Oil zu recherchieren, der kein besonders gutes Image hat, was Menschenrechte angeht. Brisant ist das Ganze aber jetzt dadurch, dass sich der schwedische Außenminister – selbst Aktionär bei Lundin Oil und früher im Aufsichtsrat – in keinster Weise für die Freilassung der Journalisten einsetzt, sondern lediglich verlauten lässt, man habe sie ja vor der Einreise gewarnt.


Der ganze Artikel steht HIER.  

Mittwoch, 19. Oktober 2011

Dänisches "Nein" zu CCS

Herber Rückschlag für Vattenfall, denn damit sind wohl die letzten Hoffnungen geschwunden, das es in Deutschland noch zu einem einheitlichen CCS-Gesetz kommt:
Dänische Regierung lehnt Vattenfalls Antrag auf die umstrittene CCS-Technologie und die unterirdische Kohlendioxid-Verpressung ab. Begründung: Die Methode ist zu riskabel. Schwedens Staatskonzern wollte ab 2013 seine Anlage am Kraftwerk Nordjyllandsværket ursprünglich in Betrieb nehmen und jährlich rund 2 Millionen Tonnen Kohlendioxid verpressen.

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Kolumbianische Kohle ist so rot wie Kohlaf Scholz


Unter dem Titel "Blut für Kohle" beschreibt die FR den Zustand des Kohleabbaus in Kolumbien.
Auszug:
In den Minen werde der Arbeitsschutz ignoriert, Arbeiter und Anwohner erkrankten. Gewerkschaftsgründungen würden gewaltsam verhindert, führende Vertreter gar ermordet.
 Auswirkungen auf das Verhalten der deutschen Abnehmer: größtenteils Fehlanzeige.
Zitat:
Als Konsequenz stoppte bislang aber nur ein einziges deutsches Unternehmen seine Kolumbien-Importe. 14 von 17 Betreibern deutscher Steinkohle-Kraftwerke zählen weiter zu den Profiteuren des kolumbianischen Kohle-Booms.

Den gesamten Artikel findest Du hier. 

Detail am Rande: bereits Ende 2010 berichtete die TAZ, daß Vattenfall mit höchster Wahrscheinlichkeit seinen Kohlebedarf für das KoKW Moorburg in Kolumbien decken wird. Zitat:

Vattenfall, das voraussichtlich 2012 das Großkraftwerk Moorburg in Betrieb nehmen will, habe zumindest in der Vergangenheit Kohle aus El Cerrejón bezogen, sagt Pressesprecher Steffen Herrmann. "Aus Wettbewerbsgründen können wir nicht veröffentlichen, aus welchen Abbaugebieten die Kohle für bestimmte Kraftwerke, also auch für Moorburg" stammt beziehungsweise stammen wird, lautet die Antwort auf konkretere Fragen. 
Wie sagt unser Bürgermeister Kohlaf von Scholz immer so schön: Gut, daß wir ein regionales Kraftwerk für Hamburg haben ...
Mit dieser Einstellung, Herr Scholz, ist nicht Ihr Parteibuch rot, sondern sind es Ihre Hände.

Dienstag, 11. Oktober 2011

Mittwoch, 5. Oktober 2011

Mehr als nur Gedankenspiele: Tschüss Vattenfall

In den vergangenen Tagen mußten sich die Presseleute von Vattenfall Deutschland so einiges einfallen lassen, um zu sagen, daß ihr schwedischer Chef nicht das gesagt habe, was er gesagt hat.

Das gemeine Volk nennt das: lügen vertuschen. Im big business heißt das: Pressearbeit.
Was war geschehen? Bei Klimaretter.info heißt es:  
"Entweder werden wir die Produktion in Deutschland verkaufen oder wir werden sie einmotten", erklärte Vorstandsvorsitzender Øystein Løseth in der Freitagausgabe der Stockholmer Tageszeitung Svenska Dagbladet. Erst vor einem Monat hatte Vattenfall mitgeteilt, dass man sich komplett aus dem polnischen Energiemarkt zurückziehen werde. Auch dort hatte man Kohlekraftwerke betrieben.
Für die Führungsetage von Vattenfall Deutschland, die es sich auf Kosten der Gesellschaft gemütlich eingerichtet hat, ist dies natürlich eine Horrorvorstellung. Denn so bequem wie jetzt wird es für diese Menschen nimmer, sollte die schwedische Konzernmutter mit diesen Gedankenspielen ernst machen. 

Es hat jedenfalls den Anschein, als merkte die schwedische Konzernleitung, daß das Vattenfall Image aufgrund der Konzernpolitik hier in Deutschland ins bodenlose gefallen ist. Dieser Zustand ist aber nicht von selbst eingetreten, sondern der Erfolg vieler Menschen, die sich gegen das scheinbar unangreifbare Gebahren von Konzernen wie Vattenfall in Gemeinschaft mit einigen egoistisch motivierten Politikern auflehnen und Fehlentwicklungen in der Energiepolitik anprangern. Es bleibt dabei: Vattenfall ist kein Schicksal. Und Widerstand ist nicht zwecklos.