Man kann nur
spekulieren, warum der stellvertretende Chefredakteur des HA,
Matthias Iken, sich wiederholt als Sprachrohr für die Investoren desFeldbunker-Projekts betätigt (sicherlich mit dem Wohlwollen
seines Vorgesetzten Haider). Vielleicht kennt man sich vom Hamburger
Presseball oder der Vattenfall Medianight oder ganz klassisch
konventionell vom Golfen.
Nicht spekulieren
muß man aber, daß Haider und Iken nun wiederholt das früher als
neutrale publizistische Größe in Hamburg bekannte und geschätzte
Abendblatt immer mehr aufs Abstellgleis manövrieren. Den Anfang nahm
es, als das HA seinen früheren Grundsatz aufgab, über
Volksinitiativen neutral zu berichten und sich unverhohlen an die
Seite Vattenfalls und der Handelskammer stellte, als es um die
Energienetze in Hamburg ging. Danach war das Abendblatt die
Pressestelle der Seilbahn-Investoren, die anschließend mit ihrem
manipulativen Bürgerbegehren krachend scheiterten. Darauf folgte die
bislang größte Blamage: ganz offen vertrat man beim Abendblatt
einen strikte „Pro-Olympia Kurs“, an einer Auseinandersetzung mit
den vielen Gegenargumenten hatte die Chefredaktion gar kein
Interesse. Ganz anders als die Mehrheit der Hamburger … Lerneffekt
aus der erneuten Niederlage? Fehlanzeige. Denn nun macht sich das
Abendblatt eben zur Hauspostille der Bunker-Investoren, die (wie manseit ein paar Tagen weiß) den Feldstraßenbunker hauptsächlich für
ein Hotel und für eine Eventhalle mit Großveranstaltung an jedem
einzelnen Wochenende im Jahr aufstocken möchten (beides steht so ineiner Antwort des Senats an den Bezirk Mitte). Ach ja, und
bezuschussen lassen möchten sich die Investoren rund um den
Erbbaupächter Matzen und den Chefplaner Houken das ganze auch noch
mit ca. 2,5 Millionen Euro durch öffentliche Gelder (wahrscheinlich
werden es sogar noch mehr).
Das alles spielt
beim Jubelperser Iken in seinen Jubelarien vom 2.3.2016
(„Bunker-Debatte: Stadt der eingeschlafenen Füße“) , dem 2.4. ("Wird der Feldstraßenbunker schon im Herbst grün?"), dem 04.04. ("Wenn Bunker zu Gärten werden"), oder in dem
pseudo-neutralen Artikel vom 14.06 („Feldstraßenbunker grün odergrau – die Entscheidung naht“; man achte schon auf die
Formulierung der Überschrift) keine Rolle.
Ist das Gebahren des
Abendblatts und seiner Chefredaktion (bemerkenswert ist immerhin, daß
sich die Hamburger Politredakteure Peter Ulrich Meyer und Jens
Meyer-Wellmann wiederholt nicht hinter diesen Karren spannen ließen)
in diesem Fall bereits ein publizistisches Trauerspiel, so können
einem die ehrenamtlichen Akteure des hilldegarden e.V. tatsächlich
leid tun. Und das meine ich ohne Ironie. Denn nach derVeröffentlichung der Antworten des Senats auf die drängenden Fragender Bezirkspolitik wird klar, daß die Mehrzahl der dort engagierten Menschen mißbraucht wurde, um den geplanten
Immobilien-Coup so lange wie möglich zu verschleiern und den Fokus
der politischen Diskussion auf sich zu ziehen.
Ich glaube
tatsächlich, daß bis zum letzten Wochenende auch vielen (allen?)
bei hilldegarden nicht klar war, daß es Matzen und Houken nie um
einen öffentlichen Park, ein „Künstlerhaus“ oder eine Turnhalle
ging. Denn anders als die Laien dachten war für diese beiden Profis
von Anfang an das Ziel, daß die Rendite für das überaus teure und
überdimensionierte Projekt durch ein exklusives Hotel im Grünen
eingespielt werden sollte, und die darüberliegende Grünfläche von
Anfang an bevorzugt für die Hotelgäste da sein würde (mit
Zugangsbeschränkung für alle Normalbürger … wie es auch bei der
Plaza der Elbphilharmonie kommen wird). Ach ja, und die „Turnhalle“
entpuppt sich als Eventhalle mit 52 geplanten Veranstaltungen, d.h.
einer Großveranstaltung an jedem Wochenende. Und an den
unattraktiven Wochentagen darf dann auch mal die Kindersportgruppe
des FC St. Pauli in die gar nicht heiligen Hallen. Daß Houken und
Matzen so den Willen des Stadtteils umgehen, keine Eventhalle auf dem
Heiligengeistfeld und Umfeld haben zu wollen (Stichwort
Rindermarkthalle), ist nur noch eine „Kleinigkeit“ am Rande.
Daß man auf der
Senatsebene mit Scholz und Stapelfeldt von den glorreichen Plänen
berauscht war, paßt zu der eben nur scheinbar ordentlich regierenden
SPD (Stichwort: Olympia). Interessen der BürgerInnen vor Ort waren
noch nie ein Ding dieses Senats.
Bedenklich stimmt aber, daß auch der grüne Fraktionsvorsitzende Anjes Tjarks sich heute im Abendblatt wie folgt zitieren läßt:
Lieber Anjes, bitte nochmal ausführlich informieren und dann die Haltung überdenken. Wenn ich in HH Lobbyisten für Rendite-Investoren á la Matzen und Houken suche, kann ich schon zur FDP & CDU gehen. Da brauche es nicht auch noch die Grünen.
Bedenklich stimmt aber, daß auch der grüne Fraktionsvorsitzende Anjes Tjarks sich heute im Abendblatt wie folgt zitieren läßt:
"Ich finde das Projekt nach wie vor sehr spannend. Die Idee eines Dachgartens mitten im Herzen der Stadt passt sehr gut zu unseren Vorstellungen einer grünen Metropole. Wir hoffen, dass wir in diesem Sinne die offenen Fragen bald klären und die Begrünung des Feldstraßenbunkers umsetzen können."Anjes Tjarks, Vorsitzender
der Grünen Bürgerschaftsfraktion
Lieber Anjes, bitte nochmal ausführlich informieren und dann die Haltung überdenken. Wenn ich in HH Lobbyisten für Rendite-Investoren á la Matzen und Houken suche, kann ich schon zur FDP & CDU gehen. Da brauche es nicht auch noch die Grünen.
Die Bezirkspolitik
kann dem jetzt noch einen Riegel vorschieben. Tut sie es nicht, muß
es wohl wieder ein Bürgerentscheid tun. Nach Netzen, Seilbahn und
Olympia wäre dies dann aber die nächste Bankrotterklärung der
sogenannten Volksvertreter.
Wer mehr wissen möchte: http://feldbunker.de/