Eine offene email an Herrn Müller-Kraenner, Geschäftsführer der DUH.
Hallo Herr Müller-Kraenner,
diese Woche ist tatsächlich "Namibia-Woche":
- erst die PG Namibia mit ihrem Zwischenbericht
https://hamburg.global/organe-gruppen/aktive-gruppen/tg-klimagerechtigkeit-kohleausstieg/pg-namibia/#zwischenergebnis-april-2021
- dann gestern die ZEIT mit einem ausführlichen Artikel sowohl
zur inhaltlichen Diskussion als auch dem (aus meiner Sicht)
teilweise bedenklichen Umgang deutscher Interessensgruppen
gegenüber Stimmen, Meinungen und Fakten der namibischen
Umweltorganisationen (leider noch nicht online und nicht frei
verfügbar)
- und heute dann die Veröffentlichung eines von der DUH in
Auftrag gegebenen Gutachtens zur Thematik des
"bush-encroachments" und dem Start einer Petition.
https://www.duh.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilung/gutachten-im-auftrag-der-deutschen-umwelthilfe-zeigt-verheizung-von-namibischem-buschholz-in-hambur/
Das Gutachten habe ich bisher nur in der Zusammenfassung gelesen, finde das aber bereits jetzt wichtig, weil die PG Namibia in ihrem Zwischenfazit eben diese Bedeutung einer weitergehenden Untersuchung des bush-encroachments angemahnt hat vor allem auch vor dem Hintergrund einer möglichen Hochskalierung der Verwertung (für den Export).
Was mir aber sauer aufstößt ist die Kampagne, welche die DUH gleichzeitig fährt.
Die Schlagzeile lautet:
"Für Kohlekraftwerke wie Hamburg Tiefstack
soll in Namibia
auf einer Fläche so groß wie Italien Buschholz abgeholzt
werden. Genau das ist der Plan der Hamburger
Umweltbehörde. Da weder der positive Klimanutzen eines
umgerüsteten Kohlekraftwerkes eindeutig belegbar ist, noch
gravierende Schäden für die Natur in Namibia auszuschließen
sind, lehnen wir dieses Vorhaben entschieden ab."
Das ist mit Verlaub, Herr Müller-Kraenner, doch unterste
populistische Schublade und der DUH nicht würdig (und ich hoffe,
daß die DUH bei anderen Kampagnen nicht so irreführend vorgeht,
sonst müßte ich mein Bild über die DUH grundlegend ändern).
"Abholzen". "Plan der BUKEA".
Das Einwerben von Spenden für den guten Zweck heiligt nicht den
Einsatz tatsachenverdrehender Schlagzeilen! Sie wissen auch genau, daß im Zusammenhang mit der Anfrage aus
Namibie nicht um "Abholzen" geht und schon gar nicht in der
suggerierten Größenordnung.
Das kritische Thema von Biomasse allgemein als Ersatzbrennstoff
für Kohlekraftwerke ist durchaus kritisch zu hinterfragen und
dem Vorgehen der Großindustrie ein Riegel vorzuschieben. Aber
die Vermischung mit der Projektanfrage aus Namibia aus
populistischen Gründen ist unredlich. Viele Namibische
Umweltorganisationen und auch soziale Akteure unterstützen die
Anfrage an Hamburg und weisen ausdrücklich auf die Bedrohung des
Namibischen Ökosystems durch das sog. „bush-encroachment“ hin.
Diese Namibischen NGO haben ausdrücklich den Dialog mit
deutschen NGO angeboten, um das Verständnis für die Situation in
Namibia zu schaffen. Siehe dazu:
https://namibianaturefoundation.wordpress.com/author/namibianaturefoundation/
Schade, daß (u.a.) die DUH dieses Angebot aus Namibia seit
Monaten bewußt ignoriert und auf dem Rücken Namibias eine
populistische Kampagne führt. Die Gesprächseinladungen der PG
Namibia haben Sie auch ignoriert.
Das hat nichts mit Klimagerechtigkeit und vor allem auch nichts
mit dem fairen Umgang eines deutschen Interessenverbandes mit
dem globalen Sünden zu tun. Ein Interessenverband, der ansonsten
für sich in Anspruch nimmt, auch als Stimme weniger
privilegierter Menschen im globalen Süden aufzutreten. Wenn dann
aber diese Stimmen nicht mit dem eigenen Weltbild
übereinstimmen, werden diese bewußt ignoriert oder sogar zum
Schweigen gebracht. Dieses Verhalten ist nicht
unterstützenswert.
Beste Grüße
Mirco Beisheim