Samstag, 19. Mai 2012

DIE WELT als Vattenfalls Sprachrohr

Bereits vor ein paar Tagen schrieb stop-greenwashing darüber, daß DIE WELT aktuell eine Kampagne gegen den städtischen Versorger "Hamburg Energie"(HE) fährt.
Hintergrund: HE nimmt Vattenfall seit Anfang 2012 immer mehr Kunden ab, weil HE einen echten Ökostrom-Tarif preislich unter dem mit Kohle- und Atomstrom gespeisten Grundtarif von Vattenfall anbietet. Immer mehr Kunden (aber es können gerne noch mehr sein) wechseln deshalb in Hamburg von Vattenfall zu HE.
Da DIE WELT und namentlich der Urheber des Artikels "Fragwürdige Geschäfte mit Hamburg Energie“, Martin Kopp, sich schon immer primär einseitig pro Vattenfall äußert, liegt der Verdacht nahe, daß die Initiative für den oben genannten ersten Artikel auch indirekt von Vattenfall ausging. Auch wenn Vattenfall in dem Artikel nur am Rande genannt wurde. Denn bei sehr guten Werbekunden für den Axel Springer Verlag ist der Draht zur Chefredaktion der WELT sicherlich sehr kurz.
Jetzt geht die Kampagne mit einem neuen Artikel unter der Überschrift "Stromanbieter erzürnt über Hamburg Energie" weiter, und jetzt meldet sich (surprise, surprise) Vattenfall direkt zu Wort. Dieser arme, kleine, vom freien Markt gebeutelte Energiekonzern, auf den doch alle immer so zu Unrecht schimpfen. Entsprechend wehleidig klingt denn auch das Statement von Herrn Kleimeier, dem Pressesprecher von Vattenfall Hamburg (Zitat):

Auch unsere Berechnungen ergeben, dass Hamburg Energie im Stromvertrieb Verluste einfahren müsste. Damit würde der Wettbewerb ausgehebelt, und das ist nicht in Ordnung“, sagte Vattenfall-Sprecher Stefan Kleimeier der „Welt“. 

(mal abgesehen davon, daß Vattenfalls Berechnungen in der Praxis gerne mal um ca. 1 Milliarde von den Planzahlen abweichen können):
Was Herr Kleimeier nicht sagt (verständlich, weil Verschweigen von unschönen Wahrheiten sein Job ist), aber auch Herr Kopp nicht sagt (verständlich, weil wir das von ihm nicht anders kennen):
die Preiserhöhung von Vattenfall am Jahresanfang 2012 war durch nichts gerechtfertigt (außer durch Profitmaximierung). Denn die EK-Preise für Vattenfall sind letztes Jahr sogar gesunken. So läßt sich jedoch auch das aus Sicht Vattenfalls hervorragende Geschäftsergebnis erklären (Zitat Handelsblatt):
 Wie das auch in Deutschland aktive Unternehmen am Donnerstag mitteilte, stieg der Nettogewinn nach dem Einbruch 2011 im ersten Quartal um 92,4 Prozent auf rund 13,9 Milliarden Kronen (rund 1,56 Milliarden Euro) gegenüber 7,2 Milliarden Kronen zwölf Monate zuvor.

Und natürlich sagen weder Herr Kleimeier noch Herr Kopp etwas über die happige Finanzspritze, welche die Hamburger SPD dem Vattenfall Konzern durch die unsinnige und von Experten abgelehnte 25,1% Beteiligung „in den Allerwertesten“ schiebt. Sind ja auch bloß ein paar Hundert Millionen.
Aber darüber zu berichten paßt nicht in die Kampagne der WELT und ist wahrscheinlich auch für Herrn Kopp eine Nummer zu groß.

Wie sagte doch Vattenfall Sprachrohr Kleimeier weiter in seinem Statement in der WELT:
„Für Hamburgs Steuer- und Gebührenzahler dürfte dieses ein schwacher Trost sein“, sagte Kleimeier.
 Dem hat stop-greenwashing nichts mehr hinzuzufügen. 


Nachtrag 25.05.2012: in einem unaufgeregten sachlichen Artikel berichtet das Abendblatt heute über Fakten zum Geschäft von Hamburg Energie





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